Atomenergie in Europa > Schweden > Ågesta (Schweden)
Schwerwasserreaktor • Leistung: 12 MW • Typ: - • Hersteller: ASEA ATOM •
Baubeginn: 1. Dezember 1957 • Inbetriebnahme: 17. Juli 1963 •[1][2] Abschaltung: 2. Juni 1974
Stillgelegter Schwerwasserreaktor bei Stockholm
Ågesta, ein stillgelegter Schwerwasserreaktor, der mit Natururan und schwerem Wasser als Moderator betrieben wurde, war das erste kommerzielle Atomkraftwerk Schwedens. Die in Schweden konzipierte und erbaute Anlage befindet sich im Südosten des Landes bei Farsta, nur 17 km südlich der Hauptstadt Stockholm. Der Reaktor wurde aus Sicherheitsgründen in einer eigens gebauten Steinkaverne platziert, am 17. Juli 1963 in Betrieb genommen und am 2. Juni 1974 stillgelegt. Eigentümer ist die Vattenfall AB, Betreiber die AB SVAFO.[1][3] Hersteller war ASEA ATOM.[2]
Mit Ågesta wollten Vattenfall und AB Atomenergi eine eigene Linie schwedischer Schwerwasserreaktoren begründen. Ab 1963 wurde sogar an einem zweiten Schwerwasserreaktor mit der Bezeichnung Marviken gebaut. Das Projekt wurde jedoch wegen technischer Komplikationen eingestellt, und die Schwerwasserlinie aufgegeben.[4]
Ågesta diente auch zur Produktion von Plutonium für das Atomwaffenprogramm Schwedens. 1969 sollten bestrahlte Brennelemente mit 20,3 Kilogramm Plutonium in die Wiederaufarbeitungsanlage Mol transportiert und danach an Deutschland verkauft werden; das Plutonium scheint jedoch nicht dort angekommen zu sein, sein Verbleib ist unbekannt.[5]
Überflutung im Jahr 1969
Am 1. Mai 1969 entstand wegen eines Ventilbruchs ein großes Leck, aus dem 400 Kubikmeter Leichtwasser ausliefen, das den Generator, die Turbine und ein Drainagesystem beschädigte und diverse Kurzschlüsse verursachte. Das Notkühlsystem (Emergency Core Cooling System, ECCS) wurde einem erhöhten Druck ausgesetzt, weil schweres Wasser aus dem Primärkreislauf dort eindrang. Die Überflutung wurde im Kontrollraum nicht angezeigt. Um einen kompletten Wasserverlust zu vermeiden, wurde der Reaktor abgeschaltet. Wäre der Druck im Kühlsystem etwas höher gewesen und dieses zerbrochen, wäre der Kern freigelegen und ein ernster Unfall hätte sich ereignen können.[3]
Rückbau ab 2020
Der Reaktor wurde in einer Form abgeschaltet, dass er nicht mehr hochgefahren werden kann, und befindet sich seitdem im sicheren Einschluss. Brennstoff, schweres Wasser und zwei von vier Dampfgeneratoren wurden entfernt. Die Anlage war ansonsten im Jahr 2008 noch intakt. Die Rückbaukosten wurden 2001 auf 20 Mio. Euro geschätzt.[6][7]
Mit dem Rückbau des Atomkraftwerks, der sieben Jahre dauern soll, hätte frühestens 2020 begonnen werden, wenn bis dahin ein Endlager für hochradioaktive Abfälle zur Verfügung gestanden hätte.[8]
→ Vattenfall: Ågestaverket – miljöprövning (via Wayback)
(Letzte Änderung: 14.03.2021)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Sweden abgerufen am 14. März 2021
- ↑ 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
- ↑ 3,0 3,1 IAEO: The Flooding Incident at the Agesta Pressurized Heavy Water Nuclear Power Plant vom März 1996
- ↑ history.vattenfall.com: The history and heritage of Vattenfall abgerufen am 14. März 2021
- ↑ Nucleopedia: Kernkraftwerk Ågesta abgerufen am 14. März 2021
- ↑ som.gu.se: The Research Project - Energy Opinion in Sweden vom April 2008 (via WayBack)
- ↑ wmsym.org: THE ÅGESTA REACTOR: EXPERIENCE OF 30 YEARS OF SAFESTORE vom 4. März 2004
- ↑ stralsakerhetsmyndigheten.se: Decommissioning of nuclear facilities abgerufen am 11. Februar 2017 (via WayBack)