Atomenergie in Europa > Schweden > Barsebäck (Schweden)
2 Siedewasserreaktoren • Leistung: 2 x 615 MW • Typ: 2 x AA-II • Hersteller: ASEA ATOM •
Baubeginn: 1. Februar 1971/1. Januar 1973 • Inbetriebnahme: 18. Januar 1975/20. Februar 1977 •[1][2]
Abschaltung: 30. November 1999/31. Mai 2005
Stillgelegtes AKW am Öresund

AKW Barsebäck (Schweden)
Der Standort Barsebäck befindet sich im Südwesten Schwedens nördlich von Malmö am Öresund.[3] Dort wurden ab 1975 und 1977 zwei Siedewasserreaktoren mit je 615 MW Leistung betrieben, die 1999 bzw. 2005 stillgelegt worden sind. Eigentümer der Anlage ist die Sydkraft Nuclear Power AB, Betreiber die Barsebäck Kraft AB.[1] Hersteller war ASEA ATOM.[2]
Die Stilllegung beider Reaktoren war ein Tribut der schwedischen Politik an das Referendum im Jahr 1980, in dem sich eine Mehrheit für einen Atomausstieg aussprach.[4] Außerdem soll Dänemark politischen Druck auf Schweden ausgeübt haben.[5]
Risiken und Störfälle
Das Atomkraftwerk Barsebäck galt vor allem im benachbarten Dänemark als besonders gefährlich, da es nur 20 km entfernt von dessen Hauptstadt Kopenhagen auf der anderen Seite des Öresund liegt. Der Öresund ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen Europas, und die Einflugschneise des Kopenhagener Flughafens liegt in der Nähe des Atomkraftwerks.[6]
Am 28. Juli 1992 schoss in Barsebäck-2 aus einem defekten Ventil heißer Dampf in die Reaktorhalle und riss große Mengen von Steinwolle mit sich, die als Isoliermaterial gedient hatte. Die Steinwolle verstopfte innerhalb von 20 Minuten alle Filter des Notkühlsystems, einem Zeitraum, mit dem niemand gerechnet hatte. Da die normale Kühlung funktionierte, entging Schweden glücklicherweise einem schweren Unfall. Der Vorfall zog die vorübergehende Stilllegung von Barsebäck I und II, Oskarsham I und II und Ringhals sowie teure Umbaumaßnahmen nach sich. Dänemark forderte wie schon mehrmals zuvor die Schließung von Barsebäck.[7]
Im Mai 1999 wurde in Reaktor 2 die Wasserkühlung infolge eines Bedienfehlers entfernt. Die Vorfälle von 1992 und 1999 wurden beide als Störfälle der INES-Stufe 2 kategorisiert.[8]
In den Jahren 2002/2003 wurden Konzentrationen von Radionukliden in Meerespflanzen in unterschiedlicher Entfernung zum Standort Barsebäck entdeckt.[9]
Rückbau ab 2016
Mit dem Rückbau des Atomkraftwerks, der sieben Jahre dauern soll, sollte eigentlich erst 2020 begonnen werden.[10] Im November 2015 erhielt jedoch der US-amerikanische Konzern Westinghouse den Auftrag, 2016 bis 2020 die Einbauten im Reaktordruckbehälter abzureißen, zu zerlegen und zu verpacken. Damit soll die Radioaktivität in der Anlage deutlich reduziert werden.[5]
Weitere Links
→ Welcome to Barsebäck (Homepage des Betreibers)
→ hzdr.de: Das Barsebäck-Ereignis: Ablauf, Bedeutung und Folgen vom 3. April 2006 (via WayBack)
(Letzte Änderung: 15.03.2021)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Sweden abgerufen am 15. März 2021
- ↑ 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
- ↑ WNA Reactor Database: Barseback 1, Sweden abgerufen am 15. März 2021
- ↑ nuklearforum.ch: Schweden: Parlament genehmigt Gesetz für Ersatzbau von Kernkraftwerken vom 17. Juni 2010
- ↑ 5,0 5,1 neimagazine.com: Westinghouse to dismantle Sweden's Barsebäck NPP vom 5. November 2015
- ↑ DER SPIEGEL 40/1986: Wer jetzt Angst hat, ist ein Hasenfuß vom 29. September 1986
- ↑ Zeit Online: Der verdrängte Ausstieg vom 4. Dezember 1992
- ↑ Stockholm News: List of Swedish nuclear incidents vom 15. März 2011 (via WayBack)
- ↑ radioprotection.org: The 2002/2003 radionuclide concentration in the marine environment at various distances from the Barsebäck nuclear power plant vom 25. März 2008
- ↑ stralsakerhetsmyndigheten.se: Decommissioning of nuclear facilities abgerufen am 11. Februar 2017 (via WayBack)