Uranabbau weltweit > Uranabbau: Umweltschäden, Zahlen, Produktion
Förderung und Verarbeitung von Uran
Förderung
Uranerz wird, je nach Lage der Vorkommen, meist im Tagebau oder im Untertagebau gefördert. Beim Tagebau bleiben große Mengen an kargem Fels und Abraumhalden mit radioaktiven Abfällen übrig. Daneben gibt es das sogenannte In-situ-leach-Verfahren (ISL), bei dem das Uranerz mit oxidierender Flüssigkeit direkt im Untergrund vom Umgebungsgestein gelöst und nach oben gepumpt wird.[1]
Aufbereitung
Das geförderte Erz wird in Aufbereitungsanlagen zerstoßen und gemahlen und mit Säuren und Laugen behandelt, um das Uran zu lösen. Es entsteht Uranerzkonzentrat (U3O8); dieses besteht zu 70 bis 90 % aus einem gelben Pulver, „Yellow Cake“ genannt.[2]
Konversion
In Konversionsanlagen wird das Uranerzkonzentrat in Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt, das hoch korrosiv ist und in feuchter Luft giftige, ätzende Verbindungen erzeugt. Es muss deshalb in "dickwandigen Stahlzylindern transportiert und gelagert" werden.[2]
Anreicherung
Natururan setzt sich aus verschiedenen Uranisotopen zusammen, wobei nur 0,7 % an spaltbarem Uran-235 enthalten ist.[2] Deshalb wird das Uran angereichert, d. h. der Anteil von Uran-235 wird erhöht. Dazu wird es in Zentrifugen geleitet, wobei das schwerere Uran-238 an die Außenwände gedrückt, das leichtere Uran-235 im Inneren abgelagert werden. Für Brennelemente in Atomkraftwerken muss auf bis zu 5 % Uran-235 angereichert werden, für Atomwaffen auf 90 %.[3]
Urantabletten
Schließlich wird das angereicherte Uran (UF6) zu Urandioxid (UO2) umgewandelt, in zylindrische Tabletten gepresst und in Brennstäbe gefüllt. Die Brennstäbe werden zu Brennelementen gebündelt.[2]
Ressourcen
Die Schätzungen, wie lange die weltweiten Uranressourcen noch ausreichen, schwanken zwischen 20 und 200 Jahren. Während manche Forscher von einer raschen Verknappung und Verteuerung ausgehen, sind andere Forscher der Ansicht, dass in der Erdkruste noch wesentlich mehr Uran vorhanden ist, als bislang entdeckt wurde.[4] Laut World Nuclear Association (WNA) sollen die Uranreserven noch für 90 Jahre reichen (Stand: August 2023).[5]
Es ist bereits so viel Uran abgebaut worden, dass die Erze mit hohem Urananteil weitgehend erschöpft sind. Stattdessen werden nun niedriger konzentrierte Erze aufbereitet, wobei CO2-Emissionen entstehen. Von den geförderten Gesteinen bleiben 99 % als Abfall übrig. "Dabei fallen große Mengen radioaktiv und chemisch verseuchter Abwässer an, die in der Regel in nahe Flüsse und Seen gepumpt werden und auch ins Grundwasser gelangen. Weltweit lagern bereits über eine Milliarde Tonnen Uranerzschlämme, jährlich kommen weitere 20 Millionen hinzu. Nachdem sie getrocknet sind, treibt der Wind den giftigen Staub übers Land. (…) Das Uranerz wird zu gelbem Pulver – dem "Yellowcake" – umgesetzt. Dabei löst sich, wie auch schon beim Erzabbau, radioaktives Radongas aus dem Gestein."[6]
Uranpreise und -produktion
Das "manager magazin" wies in einem Artikel vom Januar 2013 darauf hin, dass der Preis für ein Troy-Pfund (373,24 g) Uran von 140 Dollar im Jahre 2007 auf 42,50 Dollar Anfang 2013 gefallen ist. Die Investitionen in den Uranbergbau würden deshalb weltweit reduziert.[7]
Auch 2017 wurde berichtet, dass wegen der Überproduktion von Uran die Preise weiter gesunken seien. Die weltweit größten Uranlieferanten Cameco und KazAtomProm kündigten deshalb an, ihre Produktion zurückzufahren.[8]
2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
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Australien | 10 146 | 9 943 | 9 412 | 8 438 | 7 036 | 8 267 | 7 538 | 6 014 | 6 668 | 7 352 | 6 736 | 7 737 | 7 726 | 7 273 | 4 474 |
Brasilien | 352 | 389 | 407 | 175 | 312 | 383 | 234 | 67 | 51 | 0 | 0 | 0 | 0 | 20 | 34 |
China | 840 | 907 | 884 | 975 | 1 769 | 1 769 | 1 769 | 1 769 | 1 906 | 1 906 | 2 223 | 2 223 | 2 223 | 2 223 | 2 223 |
Deutschland | 48 | 48 | 0 | 9 | 60 | 59 | 32 | 39 | 0 | 53 | 40 | 0 | 28 | 8 | 0 |
Frankreich | 5 | 6 | 9 | 8 | 7 | 4 | 0 | 4 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||
Indien | 318 | 320 | 342 | 472 | 472 | 454 | 472 | 454 | 454 | 454 | 496 | 499 | 363 | 472 | 725 |
Kanada | 11 174 | 10 615 | 12 000 | 11 224 | 10 522 | 11 226 | 11 003 | 11 533 | 15 659 | 16 666 | 14 394 | 8 225 | 8 230 | 4 260 | 5 443 |
Kasachstan | 7 826 | 10 048 | 16 532 | 20 993 | 22 937 | 25 137 | 26 533 | 26 920 | 28 072 | 29 113 | 27 500 | 25 595 | 26 895 | 22 967 | 25 729 |
Malawi | 123 | 790 | 993 | 1 298 | 1 335 | 435 | 0 | 0 | 0 | 0 | |||||
Mongolei | 0 | 0 | 1 | 4 | |||||||||||
Namibia | 3 367 | 5 119 | 5 320 | 5 306 | 3 831 | 5 005 | 4 878 | 3 839 | 3 473 | 4 308 | 4 981 | 6 514 | 6 459 | 6 382 | 6 784 |
Niger | 3 720 | 3 623 | 3 823 | 4 950 | 4 905 | 5 685 | 4 994 | 4 901 | 4 852 | 4 101 | 4 066 | 3 433 | 3 516 | 3 527 | 2 691 |
Pakistan | 53 | 53 | 59 | 53 | 53 | 53 | 48 | 53 | 53 | 53 | 53 | 53 | 53 | 53 | 53 |
Rumänien | 91 | 91 | 88 | 91 | 91 | 106 | 94 | 91 | 91 | 59 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Russland | 4 025 | 4 152 | 4 203 | 4 200 | 3 529 | 3 387 | 3 697 | 3 526 | 3 602 | 3 543 | 3 440 | 3 424 | 3 433 | 3 356 | 3 107 |
Südafrika | 619 | 654 | 629 | 682 | 656 | 551 | 626 | 668 | 528 | 450 | 304 | 231 | 163 | 131 | 153 |
Tschechien | 380 | 342 | 337 | 305 | 297 | 262 | 274 | 195 | 158 | 151 | 66 | 40 | 39 | 34 | 32 |
Ukraine | 997 | 943 | 991 | 1 002 | 1 049 | 1 132 | 1 087 | 1 092 | 1 156 | 1 185 | 986 | 1 390 | 944 | 877 | 536 |
USA | 1 950 | 1 686 | 1 713 | 1 957 | 1 816 | 1 880 | 2 113 | 2 219 | 1 516 | 1 323 | 1 108 | 657 | 79 | 7 | 9 |
Usbekistan | 2 736 | 2 757 | 2 864 | 2 830 | 3 538 | 3 538 | 3 909 | 4 010 | 3 806 | 3 921 | 4 009 | 4 062 | 4 127 | 4 127 | 4 158 |
Summe | 48 647 | 51 696 | 59 689 | 63 063 | 63 252 | 70 196 | 70 636 | 67 829 | 72 047 | 74 638 | 70 402 | 64 083 | 64 278 | 55 718 | 56 155 |
Quellen: International Organizing Committee for the World Mining Congresses: World Mining Data (2007-2011: Wien 2013, S. 139; 2012: Wien 2018, S. 134; 2013: Wien 2019, S. 148f; 2014: Wien 2020, S. 152; 2015: Wien 2021, S. 154; 2016: Wien 2022, S. 154; 2017-2021: Wien 2023, S. 153)
Die Lobbyorganisation World Nuclear Association (WNA) liefert eine weitere Statistik zur weltweiten Uranproduktion, allerdings mit anderen Zahlen. → WNA: World Uranium Mining Production
Handel mit Uran
Der Handel mit abgebautem Uran wird im Verborgenen abgewickelt. Schon 1988 deckte der "Spiegel" in einem ausführlichen Beitrag auf, wie die Uran-Branche mit weltweiten Schiebereien internationale Gesetze und Handelsabkommen umging und dabei Millionen verdiente. Auch deutsche Unternehmen aus der Atomindustrie verletzten mit europäischen Behörden und deutschen Ministerien internationale Verträge, umgingen Handelsauflagen und strichen im "Uranium Institute“ mit Uran-Schiebereien über Schleichwege Millionengewinne ein.[9]
Das "Uranium Institute" wurde 1975 gegründet und 2001 in World Nuclear Association (WNA) umbenannt. Die WNA ist heute neben der IAEO die wichtigste internationale Lobbyorganisation für Atomenergie.[10]
Das "Schweizer Fernsehen" schrieb im Jahr 2010: "Wie die AKWs ihre Lager genau füllen, ist nicht nachvollziehbar. (...) Das Ursprungsland gäben die AKWs zwar an, allerdings ohne genaue Bezeichnungen der Mine. (...) Es existiere keine Deklarationspflicht. Und etwa Länder wie Russland oder Kasachstan liessen sich keine Umweltstandards vorschreiben."[11]
Am 27. Juli 2010 warf die atomkraftkritische Ärzteorganisation IPPNW auf Grundlage systematischer Quellensammlung der deutschen Bundesregierung und der EURATOM Supply Agency vor, die Herkunft des für Deutschland genutzten Urans zu verschleiern. Sie forderte die Bundesregierung auf, ihre Informationen offenzulegen.[12][13] Aber auch nach dem Ausstiegsbeschuss 2011 verweigerte die Bundesregierung Auskünfte darüber, wie viel Uran direkt aus den Förderländern, wie z. B. Niger oder Kasachstan, stammten.[14]
Den "Umweltschutz" bestimmt die Atomlobby
Als die Bundesregierung im August 2012 in einer Kleinen Anfrage um Auskunft gebeten wurde, wer denn die Regeln für den Umweltschutz beim Uranabbau festlege, schob sie die Verantwortung von sich und erklärte, dies sei "Aufgabe der agierenden Unternehmen [also der Atomkonzerne] und der Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden der betroffenen Länder". Diese wiederum richteten sich nach den Regeln der IAEO, der weltweit wichtigsten Atomlobbyorganisation. Die Bundesregierung wies auf den Standard zur Minimierung von Umwelt- und Gesundheitsschäden hin. Außerdem würden durch den Uranabbau Arbeitsplätze und soziale Einrichtungen geschaffen.[15]
Wie die Folgen dieser "Verantwortung" aussehen, schildert die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW: "Die Inhalation von Uranstäuben und Radon kann Krebs – in erster Linie Lungenkrebs - hervorrufen. (…) Uran ist hoch giftig und greift innere Organe wie die Nieren an. Studien belegen, dass Uran für Missbildungen von Föten und Säuglingen verantwortlich und das Leukämie-Risiko erhöht ist. Uran verändert die menschliche DNA und Chromosomen und deformiert sie. Dabei gehen die gesundheitlichen Risiken nicht allein von Uran aus: Uran ist radioaktiv und damit instabil, es verändert sich und zerfällt zu diversen Folgeprodukten. Radon und Polonium sind ebenso giftig wie der Ausgangsstoff. (...) Nicht nur das gewonnene Natururan strahlt: Wesentliche Gesundheitsgefahren gehen von den Abraumhalden, Tailings und Verdunstungsbecken aus. Das Abfallgestein selbst ist radioaktiv, die Spülschlämme und Chemikalien aus der Herstellung des „Yellow Cake“ sind hochgiftig." Diesen Gefahren sind insbesondere Entwicklungsländer, wie z. B. der Niger, ausgesetzt.[16]
Fernsehbeiträge und Filme
- Der gefährliche Abbau von Uran
"Der sogenannte BEIR-Report fasst die wichtigsten Studien der Welt zu schwacher radioaktiver Strahlung und Krebs zusammen." Aus dem BEIR-Report: "Es existiert ein linearer Zusammenhang zwischen ionisierender Strahlung und den Krebstumoren bei Menschen. Je stärker die Strahlung, desto größer das Krebsrisiko. Auch die geringste Strahlendosis birgt das Risiko für Krebserkrankungen." Quelle: Video
Außerdem: Informationen zum Uranabbau und Gesundheitsschäden in Australien, Russland und der Wismut.
- → ENS: BEIR
- Die Lüge von der sauberen Energie
"Der Anfang der nuklearen Kette ähnelt einer Terra incognita. Über dem Uranerzbergbau liegt seit 65 Jahren ein Geflecht aus Geheimhaltung und Desinformation. Weltweit und bis heute. Selbst in den jüngsten Debatten über die Atomkraft spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus keine Rolle. Fünf Jahre lang hat Joachim Tschirner für seinen Film Uranbergwerke in der ganzen Welt besucht. Mit spektakulären Bildern zeigt der Regisseur, (...) dass bereits die Urangewinnung viele Risiken birgt und strahlende Altlasten hinterlässt."[17]
Informationen und Termine zu Kinovorführungen finden sich hier.
Weblinks
- uranium-network.org: "Our mission statement: To inform the world of the hazards of uranium mining."
- Wise Uranium Project: World Information Service on Energy
- anti-atom-Gruppe Mannheim: Uranabbau und Uranexport – ein „Kreislauf“ mit Nebenwirkungen
- Strahlentelex: "Strahlentelex ist ein unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit mit den Schwerpunkten Strahlenschutz, Strahlenfolgen, Strahlenwirkungen und Strahlenrisiken in Haushalt, Medizin und Umwelt." Siehe dazu auch das Strahlentelex Nr. 494-495 vom 2. August 2007 mit dem Artikel "Uranabbau".
- World Nuclear Association: World Uranium Mining Production
- Deutscher Bundestag: Bundesdeutsche Beteiligung am weltweiten Uranabbau und Uranhandel, Menschen und Landrechte der Betroffenen Drucksache 11/5788 vom 23. November 1989
(Letzte Änderung: 02.04.2024)
Einzelnachweise
- ↑ WNA: World Uranium Mining Overview abgerufen am 22. September 2023
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 kernd.de: Rohstoff Uran vom März 2017
- ↑ MDR: Wie wird Uran angereichert? vom 5. November 2019 (via WayBack)
- ↑ nuklarforum.ch: Günstiges Uran für Kernkraftwerke vom 12. November 2013
- ↑ WNA: Supply of Uranium abgerufen am 22. September 2023
- ↑ Focus Online: Die CO2-Lüge vom 30. Juli 2014
- ↑ manager magazin: Frankreichs Sorge um Uran aus der Wüste vom 28. Januar 2013
- ↑ world nuclear news: Uranium suppliers respond to production cuts vom 7. Dezember 2017
- ↑ DER SPIEGEL 7/1988: Uran-Schwindel: Atome tragen keine Flagge vom 14. Februar 1988
- ↑ WNA: WNA: Essential Roles - Supporting a Fast-Globalizing Nuclear Industry abgerufen am 22. September 2023
- ↑ Schweizer Fernsehen: Uran-Handel findet im Dunkeln statt vom 8. September 2010 (via WayBack)
- ↑ IPPNW: Deutschland verschleiert Uranherkunft - Grobe Menschrechtsverletzungen und massive Umweltzerstörung in Abbauländern vom 27. Juli 2010
- ↑ IPPNW: Recherche: Die Versorgung Deutschlands mit Uran Stand 21. Juli 2010
- ↑ Spiegel Online: Deutsche Atomkraftwerke - Bundesregierung verschleiert Herkunft von Uran vom 3. Juli 2011
- ↑ Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung - Herkunft und Transporte von Kernbrennstoffen und ihrem Ausgangsmaterial Drucksache 17/10573 vom 27. August 2012
- ↑ nuclear-risks.org: Factsheet Uranbergbau 4 - GESUNDHEITLICHE FOLGEN DES URANABBAUS vom 26. August 2010
- ↑ arte: Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie vom 14. Februar 2012 (via Wayback)