AtomkraftwerkePlag Wiki
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"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar."
(Ingeborg Bachmann)[1]


Kein Schicksalsschlag aus heiterem Himmel

Chernobyl NPP 01-2009

AKW Tschernobyl 2009, rechts Block 4 mit Sarkophag

Blickt man auf die Tschernobyl-Katastrophe vom 26. April 1986 und die damalige Berichterstattung zurück, so wird immer wieder der Eindruck erweckt, dieser Atomunfall wäre völlig überraschend, gewissermaßen wie ein Schicksalsschlag aus heiterem Himmel, über die Welt hereingebrochen.

Dass die friedliche Nutzung der Kernenergie zu Katastrophen mit unkontrollierbaren Kettenreaktionen und Explosionen führen kann, war jedoch in der ganzen Welt, insbesondere auch in der ehemaligen Sowjetunion, bereits seit Jahrzehnten bekannt, wurde aber verschwiegen oder aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verdrängt.

Bereits 1957 hatte sich der erste Super-GAU in der russischen Plutoniumfabrik Majak ereignet, bei dem nach einer Explosion weite Teile der Umgebung radioaktiv verstrahlt wurden. Dieser Atomunfall wurde in der Folge so konsequent verheimlicht, dass seine Folgen erst sehr viel später bekannt wurden. Beim Atomunfall von Windscale 1957 und bei der Kernschmelze 1979 in Harrisburg schrammte die Welt nur knapp an atomaren Katastrophen vorbei.

→ AtomkraftwerkePlag: Weitere schwere Atomunfälle

Auch für Tschernobyl 1986 selbst kam die Katastrophe nicht aus heiterem Himmel. Dass es bereits Jahre zuvor Warnungen gegeben hatte, war lange geheim gehalten worden und wurde erst nach Fukushima im März 2011 aufgedeckt. "Sowjetische Atomexperten haben lange vor der Katastrophe im AKW Tschernobyl im April 1986 vor den dort eingesetzten Nuklearreaktoren gewarnt, sie durften ihre Einwände aber nie schriftlich fixieren. (…). Das geht aus bisher unveröffentlichten Sitzungsprotokollen der Moskauer Kreml-Führung hervor, die ein russischer Wissenschaftler heimlich im Archiv von Ex-Präsident Michail Gorbatschow kopiert und dem SPIEGEL übergeben hat." Zudem hatte es bereits im AKW Tschernobyl 1982 und im AKW Leningrad 1975 ähnliche Zwischenfälle gegeben, die aber nicht in einer Katastrophe endeten.[2]

Auch die Katastrophe von Fukushima 2011 war nur möglich, weil alle bekannten Gefahren der Atomkraft und alle Atomunfälle konsequent vertuscht und verdrängt wurden. Wie in Russland herrschte auch in Japan, ungeachtet aller vorhergehenden Katastrophen und Warnungen, blindes Vertrauen in die Atomkraft.

→ AtomkraftwerkePlag: Die Fukushima-Katastrophe

Kurze Zusammenfassung der Ereignisse


26. April 1986 • Wasserstoffexplosionen, Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre •
INES-Stufe 7 (Katastrophaler Unfall)[3]


Ausgangspunkt der Katastrophe war ein geplantes Experiment: "Ein vollständiger Stromausfall sollte simuliert werden, um nachzuweisen, dass die Rotationsenergie der Turbinen ausreichen würde, um die kurze Zeit bis zum Anspringen der Notstromaggregate zu überbrücken. Es begann eine verhängnisvolle Kettenreaktion - eine Mischung aus menschlichem Versagen, Unkenntnis, Materialschwächen und Sicherheitsmängeln."[4]

Am 25. April 1986 wurde der Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl, ein Siedewasser-Druckröhrenreaktor, zurückgefahren. Um das Experiment starten zu können, führte das Personal eine Fehlschaltung nach der anderen entgegen aller Betriebsvorschriften durch: Abschaltung des Notkühlsystems, Herunterfahren und die Minimalleistung, Deaktivierung der Schnellabschaltung, Schließen der Sicherheitsventile der Turbinengeneratoren. "Daraufhin verringert sich der Wasserzufluss im Reaktor schlagartig, wodurch die Temperatur extrem ansteigt. Die Leistung des Reaktors schießt abrupt hoch. Eine unkontrollierte Kettenreaktion setzt ein."[5]

Nachdem am 26. April 1986 die Leistung des Reaktors um das Hundertfache anstieg, die Druckröhren barsten, Kühlwasser austrat und bei einer Temperatur von über 2000 Grad die Brennelemente schmolzen, wurden aufgrund zweier großer Wasserstoffexplosionen die Abdeckplatte des Reaktors und das Dach abgesprengt. Radioaktives Material wurde in die Atmosphäre geschleudert, das der Wind in Richtung Baltikum und Skandinavien, später auch nach Mitteleuropa wehte. Eine Regierungskommission wurde gebildet.[5]

Erst am folgenden Tag, dem 27. April 1986, wurde die Evakuierung der nahe gelegenen Stadt Pripjat eingeleitet. Armeehubschrauber starteten: "Sie sollen Sand und Lehm über dem offenen Reaktor abwerfen, um so die Brände zu ersticken und den Ausstoß radioaktiven Materials zu stoppen. Über dem Schlund des weißglühenden Reaktors öffnen die Mannschaften die Helikoptertür, um mit Blick nach unten für den Abwurf zu zielen. Ihren mutigen Einsatz bezahlen die Soldaten mit stärksten Strahlenschäden. Man wird sie später, wie alle Helfer, die "Liquidatoren" nennen."[5]

Nach der Katastrophe setzten über 700.000 Liquidatoren ihr Leben dafür ein, die nach dem GAU verstrahlten Gebiete zu dekontaminieren. In der ersten Arbeitswoche erhielten sie keine Schutzkleidung und wurden sechs Tage lang durchgehend der hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Ihre Frage, wie hoch die Strahlung war, ist bis heute (2013) nicht beantwortet worden. Die Liquidatoren erhielten zwar von der Ukraine Auszeichnungen, aber nur geringe finanzielle Unterstützung. Von den ersten 700 Liquidatoren leben nur noch 91, die sterbenskrank sind auf ihren Tod warten.[6]

View of Chernobyl taken from Pripyat

Blick auf die Ruine des AKW Tschernobyl von der verlassenen Stadt Pripjat aus

Die Weltöffentlichkeit erfuhr nichts von der Katastrophe, bis am 28. April in Schweden und am 30. April in Mitteleuropa erhöhte Radioaktivität gemessen wurde.[5] In manchen Orten Polens wurden 500fach überhöhte Strahlungswerte registriert. Es wurden radioaktive Isotope wie Jod 131 (120facher Wert in Berlin, 400facher in Darmstadt) oder Zirkonium, Niobium, Molybdän, Cäsium und Neptunium nachgewiesen.[7]

Am 4. Mai wurde eine Evakuierung der 30-Meilen-Zone um den Reaktor eingeleitet. Der Reaktor brannte noch immer. Man versuchte durch Untertunnelung ein Durchschmelzen zum Boden zu verhindern, freiwillige Helfer entfernten Trümmer vom Dach des benachbarten Blocks 3. Erst am 6. Mai kühlte der Reaktor ab. Am 14. Mai nahm Präsident Gorbatschow erstmals öffentlich Stellung zur Katastrophe.[5]

Am 19. Juli wurde von der sowjetischen Führung das Personal für die Katastrophe verantwortlich gemacht. Dass Sicherheitsmängel und mangelhafte Baumaterialien mit dazu beigetragen hatten, wurde verschwiegen. Im Sommer 1986 wurde eine Sarkophag aus Beton um das Reaktorgebäude errichtet, die Arbeiten daran wurden am 15. November abgeschlossen.[5]

Folgen der Tschernobyl-Katastrophe

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Tschernobyl - Sarkophag

Die Tschernobyl-Katastrophe wurde in der 1990 von der IAEO erschaffenen Bewertungsskala INES in die höchste Stufe 7 eingeordnet.[8]

In einem Artikel der "Zeit" von 2011 wurde folgende Bilanz gezogen: "134 Todesfälle im ersten Jahr, insgesamt 360.000 umgesiedelte Menschen, davon 116.000 unmittelbar nach der Katastrophe. Von den Helfern – die Zahlen schwanken zwischen 200.000 und 600.000 – seien etwa 1000 sehr hohen Strahlendosen ausgesetzt gewesen." Die Gesamtzahl der direkt durch die Katastrophe verursachten Todesfälle soll laut UN bei 4.000 liegen.[5] Das Leid, das die Katastrophe von Tschernobyl - auch aufgrund der Arroganz der Atomindustrie - über die Menschen in der Sowjetunion gebracht hat, ist unermesslich.

Im Laufe der Jahre wurde die erste Schutzhülle, die um den explodierten Reaktor errichtet wurde, immer brüchiger. In einem Artikel aus dem Jahre 2010 heißt es: "Witterung und Dauerbestrahlung haben die Betonwände mürbe gemacht. Die Fachleute des Reaktors warnen vor einem Einbruch und fürchten vor allem, dass Wasser in die Ruine eindringt. Denn im Inneren des Meilers hat sich ein gefährliches Gemisch aus Asche und Lava angesammelt, das hochradioaktiv verstrahlt ist. Käme es in Kontakt mit Wasser, hätte das kaum kontrollierbare Folgen, das Grundwasser könnte radioaktiv belastet werden."[9]

2011 erhielt die Ukraine 670 Mio. Euro für einen neuen, besseren Schutzmantel aus Stahl, mit dessen Bau bald danach begonnen wurde. Bis November 2012 waren 5.000 Tonnen von insgesamt 29.000 Tonnen Stahl verbaut, die Zahl der Todesopfer war weiterhin ungeklärt. "Die Antworten reichen je nach Annahmen von "weniger als 50" bis zu 60.000 in der Region und sogar 1,44 Millionen weltweit. Meist wird von 10.000 bis 100.000 Toten ausgegangen."[10]

Ein Betreten der direkten Umgebung des Reaktors ist auch heutzutage nur unter strengen Auflagen möglich: "So dürften sich Besucher nach einer genauen Unterweisung maximal fünf Tage und nie ohne Begleitung in der verstrahlten "Todeszone" aufhalten."[11]

Auch 2013 ist die Lage keineswegs unter Kontrolle. Im Februar stürzten in nur 70 Meter Entfernung vom Sarkophag das Dach einer Maschinenhalle und eine Mauer teilweise ein. "Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach von einem beunruhigenden Signal. "Es gibt keine Garantie, dass in naher Zukunft nicht auch der Sarkophag einzustürzen beginnt", sagte ein Sprecher in der Hauptstadt Kiew."[12]

Im April 2013 gab der ukrainische Präsident bekannt, dass die Kosten des GAU bis 2015 180 Mrd. US-Dollar betragen werden. Zugleich beschloss das ukrainische Parlament ein Programm zur Stilllegung des AKW Tschernobyl: "Entfernung der Nuklearbrennstoffe (2010-2013), Schutz der Reaktorsysteme (2013-2022), Senkung der System-Radioaktivität (2022-2045) und Rückbau (2045-2065)."[13] In Sicherheitsmaßnahmen und Stilllegung des AKW Tschernobyl investiert die ukrainische Regierung Jahr für Jahr 50 Mio. Euro.[14]

Die Folgen des Tschernobyl-GAU zeigen sich auch nach mehr als 27 Jahren in Baden-Württemberg und Bayern: Wildschweine sind radioaktiv belastet.[15][16]

Systematisches Verheimlichen der Katastrophe

RIAN archive 850809 General Secretary of the CPSU CC M

Michail Gorbatschow: "Glasnost" mit Ausnahmen

Nicht anders als 25 Jahre später bei der Fukushima-Katastrophe wurde auch der GAU von Tschernobyl verheimlicht, solange es der sowjetischen Regierung möglich war – trotz "glasnost" (Offenheit), die in der Sowjetunion versprochen worden war. Kritik und Panik sollten vermieden werden.

"Die Einwohner von Pripjat haben die Detonation gehört und die Rauchwolke über dem Werk gesehen, aber niemand warnt sie. Nur einige Leute mit Beziehungen und mit Telephon packen ihre Sachen und suchen das Weite. Die Bürger von Tschernobyl erfahren nichts. (...) Der Sonnabend geht vorüber, ohne daß noch irgend etwas geschieht - keine Alarmierung der Bewohner, keine Evakuierung, keine Information an die Öffentlichkeit." [17]

Diese Informationspolitik wurde von Gorbatschow selbst angeordnet. "Aus dem Protokoll einer Sitzung des Politbüros der KPdSU vom 29. April 1986: Generalsekretär Michail Gorbatschow leitet das Treffen, er schlägt vor: "Wenn wir die Öffentlichkeit informieren, sollten wir sagen, dass das Kraftwerk gerade renoviert wurde, damit kein schlechtes Licht auf unsere Technik fällt"."[18]

Erst am 29. April und 76 Stunden später, als sich das Ausmaß der Katastrophe nicht mehr verheimlichen ließ, der Volksfeiertag zum 1. Mai bevorstand und empörte Anfragen aus Schweden eingingen, wurde die Weltöffentlichkeit informiert. "In der Inlandsausgabe der Regierungszeitung "Iswestija" steht ganz unten eine Acht Zeilen Meldung "Aus dem Ministerrat": "Im Kernkraftwerk Tschernobyl (...) in der Ukraine hat sich eine Havarie ereignet, einer der Atomreaktoren wurde beschädigt. Maßnahmen zur Beseitigung der Havarie-Folgen werden unternommen. Den Geschädigten wird Hilfe geleistet. Eine Regierungskommission ist gebildet worden." Das ist alles. Da an dem Ausmaß des Vorfalls auch in Moskau nun kein Zweifel mehr herrscht, handelt es sich bei dieser Bekanntmachung nicht mehr nur um ein Herunterspielen, sondern um eine bewußte Täuschung (…)." Weitere Einzelheiten wurden nicht bekanntgegeben, auch am 1. Mai nicht, an dem sich Tausende in Moskau und Kiew im Freien aufhielten. Informationen erhielt man nur aus ausländischen Medien.[19]

Gorbatschow selbst hatte andere Sorgen, als das Schicksal derjenigen, die direkt von der Katastrophe betroffen waren. ""Die Sowjet-Union wird bei ihrem Energieprogramm bleiben", die Zukunft der Weltwirtschaft sei ohne Atomenergie "schwer vorstellbar". Dem russischen Volkszorn wurde als Haßobjekt nach alter Manier erst einmal der verängstigte Westen präsentiert: "Erfindungen und Märchen" über den geheimgehaltenen GAU seien "Ausdruck der Unmoral und der Unmenschlichkeit", wetterte der Vizeaußenminister Kowaljow. "Westliche Propagandamacher weiden sich an diesem Unglück", erkannte sogar der übernächtigte Atomphysiker Welichow während seiner Rettungsarbeiten in Tschernobyl - Gorbatschow: "Eine höchst amoralische Kampagne.""[20]

Die Wahrheit ans Tageslicht brachte ein Bericht der ukrainischen Journalistin und späteren Volksdeputierten Alla Jaroshinskaja, die für ihre Recherchen 1994 den Alternativen Nobelpreis erhielt. So mussten Ärzte Krankenberichte verstrahlter Patienten verheimlichen, Karten und Messdaten über betroffene Städte wurden frisiert, auf Anordnung höchster Stellen wurde kontaminiertes und nicht kontaminiertes Fleisch gemischt."Man hätte es auch vernichten können, wäre dann aber auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen gewesen, was Eingeständnisse, die ja von der Welt gar nicht verlangt wurden, vorausgesetzt hätte. (...) Detailliert wurde angeordnet, wie die Wurst zu mischen sei: Empfohlen wurde ein Verhältnis von 1 zu 10 mit „normalem“ Fleisch. Bei der Milch wurden die Grenzwerte so lange heraufgesetzt, bis sie "sauber" war, allerdings mit dem Vermerk "Nicht exportgeeignet"." Jarohinskaja bewahrte geheime Protokolle des Politbüros der kommunistischen Partei vor der Vernichtung. Diese enthielten "Berichte des Verteidigungsministeriums über Verfahren, wie die Strahlendosis aus den Akten jener Helfer zu tilgen sei, die nicht akut an der Strahlenkrankheit litten".[21]

In einem Gastbeitrag in der Zeitung "Die Welt" wies Gorbatschow im Jahr 2006 den Vorwurf zurück, der Öffentlichkeit das wahre Ausmaß der Katastrophe verheimlicht zu haben. Das Politbüro hätte selbst nicht über alle Informationen verfügt. Dies ist vor dem Hintergrund der hier aufgeführten Recherchen in der "Zeit" und im "Spiegel" kaum glaubhaft. Die Katastrophe hätten ihm die Augen über die Gefahren der Atomkraft geöffnet, behauptete Gorbatschow weiter.[22] Dies hinderte ihn aber nicht daran, weitere Atomkraftwerke in Betrieb zu nehmen.

→ Der Spiegel 16/1987 Gott ist in dem, der Kiew rettete - Tschernobyl: Die Enthüllung der Katastrophe in sowjetischen Berichten (I) vom 13. April 1987
→ Der Spiegel 17/1987 Gott ist in dem, der Kiew rettete - Tschernobyl: Die Enthüllung der Katastrophe in sowjetischen Berichten (II) vom 20. April 1987

Allen Katastrophen zum Trotz …

Chernobyl power plant reactor 5

AKW Tschernobyl, Bauruine Reaktor 5

… wurde in der Sowjetunion die Nutzung der Kernenergie unmittelbar nach der Katastrophe vorangetrieben. "Die Sowjetregierung bleibt bei ihren Plänen, die Produktion von Atomstrom binnen 13 Jahren zu verfünffachen. Die Reaktoren Nr. 1 und 2 in Tschernobyl wurden wieder in Gang gesetzt, der dritte soll wieder ans Netz und der Neubau des fünften und des sechsten Reaktors wiederaufgenommen werden. Für die Arbeiter, die fünffachen Lohn erhalten, wird eine neue Stadt gebaut, nicht mehr in Sichtweite des Reaktors."[19]

Die Neubaupläne wurden später aufgegeben und die Reaktoren 1, 2 und 3 abgeschaltet.[23] Der letzte Reaktor des AKW Tschernobyl wurde allerdings erst im Dezember 2000, also fast 15 Jahre nach der Katastrophe, durch den ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma vom Netz genommen, und das nur aufgrund internationalen Drucks.[24]

In den direkt betroffenen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, Russland, Ukraine und Weißrussland, hat man aus der Katastrophe ansonsten jedoch nichts gelernt. Bis heute werden Reaktoren vom Typ Tschernobyl betrieben, wie beispielsweise im Kernkraft Leningrad bei Sankt Petersburg, in dem es 1975 bereits einen ähnlichen, konstruktionsbedingten Unfall wie in Tschernobyl gab.[25] Darüber hinaus werden neue Atomkraftwerke gebaut und exportiert. → AtomkraftwerkePlag: Atomenergie in Europa

Auch in vielen anderen Staaten der Welt wurde die Atomenergie weiter ausgebaut. In Deutschland wurden zwar vorübergehend Forderungen nach einem Atomausstieg laut, die jedoch an Helmut Kohl scheiterten, der den Ausbau der Atomenergie ungeachtet des GAUs weiter forcieren wollte und dies auch durchsetzte. Nach Tschernobyl gingen bis 1989 noch sechs zusätzliche AKW in Deutschland ans Netz. Nur der Schnelle Brüter in Kalklar und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf ließen sich nicht mehr durchsetzen.

→ AtomkraftwerkePlag: Atompolitik/Helmut Kohl: Tricksen und Vertuschen

Fernsehbeiträge

Tschernobyl_Alles_über_die_größte_Atomkatastrophe_der_Welt

Tschernobyl Alles über die größte Atomkatastrophe der Welt

Hochgeladen am 06.01.2011 Auch bekannt unter dem Titel: "Die wahre Geschichte von Tschernobyl"

  • Was damals geschah, zeigt der Film: Tschernobyl -
    Alles über die größte Atomkatastrophe der Welt

    "Im Morgengrauen des 26. April 1986 explodierte der vierte Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl. Eine regenbogenfarbene Stickflamme [sic] schoss 1.000 Meter hoch in den ukrainischen Himmel. In den folgenden acht Monaten nahmen 800.000 junge Soldaten, Minenarbeiter, Feuerwehrleute und Zivilisten aus der gesamten Sowjetunion einen fieberhaften Kampf um Tschernobyl und gegen die Zeit auf [.]
    Anhand von Augenzeugenberichten, darunter persönliche Erinnerungen des ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow, den eindringlichen Bildern von Igor Kostin, des einigen Fotografen am Ort des Geschehens, Archivaufnahmen, Originaldokumentationen und neuesten Forschungsergebnissen folgt Tschernobyl den damaligen Ereignissen und arbeitet die langfristigen Konsequenzen des Unglücks für Menschen und Umwelt auf." Quelle:YouTube


Tagesschau_zu_Tschernobyl

Tagesschau zu Tschernobyl

Hochgeladen am 13.11.2006

  • Die ersten Nachrichten im westdeutschen Fernsehen
Datei:Tschernobyl - Der Millionensarg DOKU

Hochgeladen am 29.01.2011

  • Tschernobyl: Der Millionensarg - eine Dokumentation
    "Die Katastrophe von Tschernobyl (auch: Super-GAU von Tschernobyl) ereignete sich am 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, Ukrainische Sowjetrepublik, als Folge einer Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor Tschernobyl Block 4. Sie gilt als die schwerste nukleare Havarie und als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten. Auf der INES-Skala wurde sie als bisher einziges Ereignis mit dem Höchstwert 7 (katastrophaler Unfall) eingestuft. Grundlegende Mängel in der Konstruktion des Reaktors sowie Planungs- und Bedienungsfehler bei einem Versuch schaukelten sich auf und bewirkten einen Super-GAU. Große Mengen an radioaktivem Material wurden in die Luft geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die Region nordöstlich von Tschernobyl, aber auch über viele Regionen Europas. Der Unfall führte bei einer nicht genau bekannten Zahl von Menschen zum Tod." Quelle: YouTube


Datei:Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen .flv

arte vom 15. März 2011

  • Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen
    "Vor 25 Jahren ereignete sich der Reaktorunfall von Tschernobyl, die erste globale Industriekatastrophe. Interviews mit Zeitzeugen und Archivmaterial aus Ost und West rekonstruieren den Verlauf des Supergaus und die Reaktion darauf. (...) Hilflosigkeit bei Regierungen, Verunsicherung bei Experten, Angst und Wut bei der Bevölkerung prägten die Stimmung im Frühjahr 1986, in dem für viele der Glaube an eine sichere, unbeschwerte Zukunft jäh zerbrach."[26]



Tschernobyl-Strahlung_schadet_Tier_und_Pflanze_-_Arten_vertragen_die_Strahlung_unterschiedlich_gut

Tschernobyl-Strahlung schadet Tier und Pflanze - Arten vertragen die Strahlung unterschiedlich gut

3sat, nano vom 26. April 2011

  • Tschernobyl-Strahlung schadet Tier und Pflanze
    "Arten vertragen die Strahlung unterschiedlich gut
    Mäuse, die permanent um Tschernobyl leben, verkraften die radioaktive Strahlung besser als beispielsweise Zugvögel wie Schwalben. (...) "Wir haben in den vergangenen Jahren 15 verschiedene Anomalien gefunden, von denen zehn nirgendwo anders auf der Welt beobachtet worden sind." (...) Allerdings haben die Mutanten niemals so ausgesehen wie die Monster, die in den Medien beschrieben wurden" (...) "Sie sind alle rasch gestorben.""[27]

Quarks_&_Co_Die_Atom-Ruinen_von_Tschernobyl_und_Fukushima_-_vom_26.04.2011

Quarks & Co Die Atom-Ruinen von Tschernobyl und Fukushima - vom 26.04.2011

WDR, Quarks & Co. vom 26. April 2011

  • Die Atomruinen von Tschernobyl und Fukushima
    "Vor 25 Jahren ereignete sich in Tschernobyl das bisher schwerste Reaktorunglück in der Geschichte der Kernenergie. Der Unfall im Atomkomplex Fukushima gibt diesem Jahrestag eine neue und tragische Bedeutung. Quarks & Co entdeckt viele Parallelen zwischen den Ereignissen von damals und heute in Japan."[28]




Nachrichten von 2011

  • FAZ.net Tschernobyl - Die letzten Liquidatoren vom 26. April 2011: "Sie waren 1986 die Retter Europas: Fünfundzwanzig Jahre nach Tschernobyl dokumentiert der Fotograf Rüdiger Lubricht das Schicksal der ersten Helfer, und in den geheimen Kremlprotokollen kann man lesen, wie es zu der Katastrophe gekommen ist."
  • FTD.de Pressestimmen "Nichts ist gut in Tschernobyl" vom 26. April 2011
  • Greenpeace Greenpeace-Projektion auf Tschernobyl-Sarkophag vom 26. April 2011: "Mit einer Projektion auf den Sarkophag des Atomkraftwerks Tschernobyl erinnerte die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace heute an den Beginn der Atomkatastrophe von 1986. Um 1:23 Uhr, exakt 25 Jahre nach der Explosion des Reaktors Nummer 4, waren auf der Schutzhülle die Worte Stoppt den atomaren Wahnsinn! zu lesen."
  • Handelsblatt Noch immer strahlen Schweine und Pilze vom 26. April 2011: "Vor 25 Jahren ereignete sich in Tschernobyl der schwerwiegendste Nuklearunfall der Geschichte. Die Folgen sind bis heute spürbar: Wildschweine und Pilze aus Bayern sind zum Teil immer noch radioaktiv belastet."
  • Handelsblatt Bilanz einer Katastrophe - "Dem Ökosystem Tschernobyl geht es heute besser als vor dem Unfall" vom 26. April 2011: "James Smith von der Uni Portsmouth gilt weltweit als einer der führenden Experten zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Im Interview spricht er über die Ökobilanz 25 Jahre nach dem Unfall".
  • Spiegel Online: Themenspezial Tschernobyl: Alle Artikel, Hintergründe und Fakten
  • Spiegel Online Dubioser Tschernobyl-Roman - Märchen aus dem Sarkophag vom 26. April 2011: "Als "Augenzeuge" und "Überlebender" der Tschernobyl-Katastrophe tingelt der ehemalige KGB-Offizier Anatoly Tkachuk durch die Medien, lässt sich als Experte befragen. Tatsächlich steckt sein Buch "Ich war im Sarkophag von Tschernobyl" voller Verschwörungstheorien. Fakten? Fehlanzeige."
  • Spiegel Online Tschernobyl und die Risikokultur - Die Formel des Todes vom 26. April 2011: "10 hoch minus 7: Das sind die Zahlen, die hinter der Katastrophe von Tschernobyl stehen. In einem Essay erklärt der Risikoforscher Gotthard Bechmann, wie diese Formel für das Risiko eines GAU unser Leben und Denken in der Hochtechnologiegesellschaft prägt - und behindert."
  • "Süddeutschen Zeitung": Themenspecial vom 26. April 2011:
    • Süddeutsche.de 25 Jahre Tschernobyl - Der Tag, der die Welt verändert hat ""Tschernobyl ist eine Katastrophe, die sich in der Gegenwart ausbreitet und die Zukunft bestimmt": sueddeutsche.de erinnert in einer Serie an an den 26. April 1986, als der Block IV des Kernkraftwerks in Tschernobyl explodierte, und die Folgen, die diese Katastrophe bis heute hat."
    • Süddeutsche.de 25 Jahre Super-GAU in Tschernobyl - Der Stoff, aus dem die Bombe ist "Trotz Tschernobyl, trotz Fukushima: Das Geschäft mit der Atomenergie floriert, viele Staaten starten gerade Atomprogramme. Doch jedes Industrieland mit zivilem Nuklearprogramm verfügt über die Technologie, um innerhalb eines Jahres Atomwaffen bauen zu können. Wie aus der zivilen Nutzung eine neue Bedrohung erwächst."
    • Süddeutsche.de 25 Jahre Tschernobyl Gedenken ohne Bedenken "Ein Vierteljahrhundert nach dem Super-GAU haben Kremlchef Medwedjew und der ukrainische Präsident Janukowitsch am Atomreaktor von Tschernobyl der Opfer der Katastrophe gedacht. Beide Staatschefs setzen jedoch unbeirrt weiter auf Atomkraft."
  • Süddeutsche.de Den Opfern gegenüber zum Atomausstieg verpflichtet vom 26. April 2011: "Inmitten der Sorge um das havarierte japanische Kernkraftwerk Fukushima gedenkt die Welt des Super-GAUs in Tschernobyl. Die Atom-Explosion in der Ukraine "brachte furchtbares Leid über Millionen von Menschen. Und sie tut es immer noch", warnten Atomkraftgegner. Heute jährt sich das Reaktorunglück zum 25. Mal."
  • tagesschau.de Interview 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe "Tschernobyl wütet in den Genen" vom 26. April 2011: "Ein Vierteljahrhundert ist die Katastrophe von Tschernobyl bereits her. Doch die Folgen der radioaktiven Strahlung nehmen zu, sagt die Ärztin Dörte Siedentopf im Interview mit tagesschau.de. Sie leistet seit 20 Jahren in Weißrussland Hilfe und engagiert sich gegen Atomkraft."
  • Tagesspiegel Die späte Wahrheit über Tschernobyl vom 26. April 2011: "Auf den Tag vor 25 Jahren ereignete sich die Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl. Die sowjetische Führung ließ die Welt damals weitgehend im Unklaren. Wie man in Russland heute damit umgeht."
  • Zeit Online Sie standen im radioaktiven Staub und wussten es nicht vom 26. April 2011: "Am 26. April 1986 kommt es in Tschernobyl zur Katastrophe. Der GAU wird zunächst verharmlost, die Menschen nicht informiert. Überlebende erinnern sich."
  • mdr.de "Ich war ein Kind von Tschernobyl" vom 23. April 2011: "Als sich das Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 ereignete, war Olga Kapustina ein Jahr alt. Sie lebte damals mit ihrer Mutter im weißrussischen Tschaussy nahe der Grenze zur Ukraine. Heute arbeitet sie als Journalistin in Deutschland. Im Feature bündelt sie ihre Erinnerungen an die Katastrophe, befragt Familienangehörige und liefert politische Hintergründe."
  • FAZ.net Tschernobyl - Vielleicht einmal in 20.000 Jahren vom 19. März 2011: "Durch den „Goldenen Korridor“ gelangt man im Sarkophag von Tschernobyl in den zerstörten Kontrollraum des Kraftwerks. F.A.Z-Korrespondent Konrad Schuller berichtet über seine unheimliche Wanderung in ein verseuchtes Universum 25 Jahre nach dem Reaktorunfall."
  • Zeit Online 26. April 1986 vom 16. März 2011: An diesem Tag begann der GAU im Kernkraftwerk von Tschernobyl in der Ukraine. Das Protokoll einer Katastrophe.

Nachrichten von 1986

Datei:In Tschernobyl begann eine neue Zeitrechnung..jpg

"Nicht die Schnelligkeit der historischen Zeitläufte allein treibt uns um, sondern die Nachhaltigkeit ihrer Deutung. Nicht die bloßen Daten und Fakten, nicht die Millisievert des strahlenden Reaktors (...) zählen, sondern das, was sie eigentlich bedeuten. Nicht die Quantität der Informationen beschäftigt uns, sondern die Qualität; die historische Zäsur muss nicht bloß verbreitet, sondern zuallererst verstanden werden."[29]

  • Der Spiegel Du Perle im Sternbild des Atoms, Printausgabe 19/1986: "Noch in 2000 Kilometer Entfernung vom Katastrophenort knatterten die Geigerzähler tagelang: Radioaktiv verseuchte Luftmassen schoben sich über Europa. Viele Ängste sind berechtigt: Der Super-GAU von Tschernobyl hat die Propheten widerlegt, die das "Restrisiko" der Atomenergie allzu gering veranschlagten."
  • Der Spiegel Widrige Winde aus Ost-Südost, Printausgabe 19/1986: "Die Atomkatastrophe in der fernen Sowjet-Union hat das Regierungsmanagement der Bonner Koalition offengelegt: Nach Tagen der Verwirrung übten sich die Regierenden darin, die Bürger zu beschwichtigen und den vermeintlich besseren Sicherheitsstandard deutscher Atomtechnik zu preisen. Die Christliberalen müssen jetzt mit einer neuen Atomdebatte rechnen. Der Schnelle Brüter zu Kalkar steht zur Disposition."
  • Der Spiegel In Tschernobyl eine glühend aktive Zone, Printausgabe 21/1986: "Erst am 19. Tag nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sprach Parteichef Gorbatschow zum verunsicherten Sowjetvolk. Bis dahin waren General-Sekretär und Politbüro weggetaucht, offenbar, weil noch kein Schuldiger gefunden werden konnte. Der Super-GAU machte die Kreml-Spitze handlungsunfähig."
  • Der Spiegel Atomenergie - Einstieg in den Ausstieg?, Printausgabe 21/1986: "Weitermachen oder umsteigen? Tschernobyl stürzte die Bundesrepublik in einen Streit über die Atomenergie, der tiefer geht als alles Vorangegangene. Die Reaktor-Katastrophe könnte zur Wendemarke werden: weg vom technischen Gigantismus der Atomkraft, hin zu einer Energie-Politik mit menschlichem Maß (...) Als der Reaktor verglühte, war es um die Unschuld der Atomindustrie geschehen (...) Mit zunehmendem Mißtrauen beobachteten die nuklearen Milliarden-Jongleure von RWE und der Siemens-Tochter KWU, von BBC und PreußenElektra, daß es zwischen Hamburg und München bei vollem Ernst so ablief wie in einem Schock-Szenario von Wolfgang Menge."
  • Der Spiegel SOWJET-UNION - Geheimste Tiefen, Printausgabe 22/1986: "Über die Ursache der Katastrophe in Tschernobyl und die Strahlenbelastung schweigen die sowjetischen Medien weiter. Statt dessen präsentieren sie jetzt Helden."
  • Der Spiegel Wie sie ihre Wut loswerden..., Printausgabe 22/1986: "Die "Pfingstschlacht" von Wackersdorf: brutale Chaoten, kopflose Polizisten Tschernobyl hat der westdeutschen Antikernkraftbewegung einen neuen Schub schlimmer Unterstützer zugeführt: junge Gewalttäter. Zu Pfingsten bekam das am Baugelände für die atomare Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf die bayrische Polizei zu spüren. Sie war weder personell noch taktisch in der Lage, die Tage dauernden Krawalle zu beenden, und warf am Ende Reizgasbomben unter friedliche Demonstranten."
  • Der Spiegel Kernkraft - Liebe, lache, kämpfe, Printausgabe 23/1986: "Kernkraftwerke sollen, nach Tschernobyl, auf ihre Sicherheit überprüft werden, Brokdorf geht vorerst nicht ans Netz. Atomgegner rüsten zu neuem Protest in der Wilstermarsch."
  • Der Spiegel Schluß mit dem atomaren Glücksspiel - Offener Brief des CDU-Mitglieds Franz Alt an Helmut Kohl, Printausgabe 23/1986: "Lieber Herr Bundeskanzler, ich höre in diesen Tagen Parteifreunde sagen, ohne Atomstrom kämen wir nicht mehr aus. Besitzen wir die Atomkraft, oder sind wir bereits besessen von ihr? Wenn wir die Geister, die wir riefen, nicht mehr loswürden, dann wäre dies die moralische Bankrotterklärung atomarer Politik. Der Diagnose atomarer Besessenheit liegt keine Verteufelung der Kernenergie zugrunde, aber die Erkenntnis unserer Lern- und Umkehrunfähigkeit."
  • Der Spiegel Kernenergie: Ausstieg so rasch wie möglich, Printausgabe 23/1986: "Der Reaktor-Unfall in der Ukraine hat die nukleare Welt in der Bundesrepublik durcheinandergeschüttelt. Sogar Christdemokraten erwägen eine Abkehr vom Atom. Erste Folgen: Der Schnelle Brüter von Kalkar hat kaum Chancen, ans Netz zu gehen. Und die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf wird vielleicht nie gebaut."
  • Der Spiegel TSCHERNOBYL - Schmutzige Flecken, Printausgabe 24/1986: "Wochen nach dem GAU in der Ukraine mußten abermals Zehntausende von Menschen evakuiert werden: In Bjelorußland wurden stark verstrahlte Regionen entdeckt."
  • Der Spiegel Sonne statt Kernkraft, Printausgabe 24/1986: "Als Exoten-Technik belächelt wurde lange Zeit die Nutzung der Sonnenenergie. Seit der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl in der Ukraine jedoch haben die Solar-Experten Hochkonjunktur. Der Ausstieg aus der gefährlichen Kernkraft, so lehren sie, ist möglich: Die Gesellschaft kann ohne Komfortverzicht von den Kernkraftwerken auf Sonne und Energiesparen umsteigen."
  • Der Spiegel Lieber gleich durchs Minenfeld jagen, Printausgabe 25/1986: "Eng gedrängt und eingekesselt von der Polizei, mußten über 600 Kernkraftgegner bis zu zwölf Stunden auf einem Platz in Hamburg ausharren. Die Kesseltaktik der Polizei löste eine Senatskrise aus, Sozialdemokraten und Grüne, die sich an Verhältnisse in Diktaturen erinnert fühlen, fordern den Rücktritt des Innensenators."
  • Der Spiegel Tschernobyl nach dem GAU, Printausgabe 27/1986: "Die amtlichen Sowjet-Photos vom Katastropheneinsatz zeigen das Himmelfahrtskommando, den brennenden Reaktor mit 5000 Tonnen Sand, Blei, Bor und Dolomit zuzudecken - mehrere Piloten sollen dabei schwere Strahlenschaden erlitten haben, einige Hubschrauber abgestürzt sein. Als nach 16 Tagen der Super-GAU im Lenin-Kraftwerk Tschernobyl endlich unter Kontrolle stand, begann die Entseuchung der Schreckensstätte: Der Boden wird abgetragen und in einer Baugrube nebenan endgelagert. Das lebensgefährliche Unternehmen besorgen Männer in Drillich-Uniformen ohne militärisches Emblem, womöglich sind es - wie beim Säubern der Düsen in sowjetischen Atom-U-Booten üblich - Strafgefangene."
  • Der Spiegel Zwischen Himmel und Hölle - 900 Betriebsräte verteidigten in Dortmund die Atomenergie, Printausgabe 29/1986: "Nur nicht bange machen lassen, denn "mit der Kernkraft ist das wie mit einem Tauchsieder", sagt Konrad Prommersberger. "Man muß nur immer schön Wasser nachkippen, damit das Ding nicht durchbrennt." Und das, glaubt der ÖTV-Vorsitzende in Landshut, "werden wir ja wohl noch schaffen"."
  • Der Spiegel Terror: Da waren Superprofis am Werk, Printausgabe 29/1986: "Nach dem Bombenanschlag auf den Siemens-Manager Beckurts halten hohe Beamte des Bundeskriminalamtes eine weitere "Offensive der RAF und ihrer militanten Unterstützer" für denkbar. Während Polizeiexperten nach neuen Möglichkeiten des Personenschutzes suchen, nutzen rechte Unionspolitiker das Attentat auf den Atomforscher, um die nach Tschernobyl erstarkte Volksbewegung gegen Kernkraftwerke zu diskriminieren."
  • Der Spiegel TSCHERNOBYL - Geheime Grabkammer, Printausgabe 30/1986: "Aus dem beerdigten Reaktor dringt noch immer Strahlung, die Behörden haben die Folgen des Unfalls offenbar noch immer nicht voll im Griff. (...) In der ganzen 30-Kilometer-Sperrzone, so meldete Ende Mai Vizepremier Woronin, sinke die Radioaktivität täglich um fünf Prozent. Demnach wäre sie spätestens nach 20 Tagen verschwunden. Ausländer erfuhren einen Meßwert: In der neben dem Atommeiler gelegenen Ortschaft Pripjat zählte Anfang Juni der Vize-Direktor des Moskauer Kernenergie-Instituts, Legasow, zwischen 5 und 40 Millirem je Stunde - mindestens das 200fache des Normalen."
  • Der Spiegel Als gäb's nur Verbrecher und Terroristen, Printausgabe 31/1986: "Schlacht um die Kernkraft (II): Hat die Polizei die Krawalle von Brokdorf und Wackersdorf provoziert? "Polizeiliche Unfähigkeit und politische Berechnung" haben nach dem Urteil der Bonner Opposition die Juni-Krawalle in Brokdorf und Wackersdorf mitverursacht. Auch in Berichten von Geheimdienst- und Polizeiexperten werden die Verantwortlichen schwer beschuldigt: In der bayrischen Einsatzleitung habe ein "Chaos" geherrscht, Hubschrauber hätten selbst Verletzte "gezielt" mit völkerrechtswidrigen Gas-Granaten bombardiert."
  • Der Spiegel Angst vor dem politischen Super-Gau, Printausgabe 32/1986: "Schlacht um die Kernkraft (III): Mit Atomenergie in den Überwachungsstaat? Atomgegner gehen verstärkt mit einer neuen Strategie - "Alle Tage Sabotage" - in den Untergrund, das Bundeskriminalamt baut eine Spezialeinheit gegen Nuklear-Terroristen auf. Das Risikopotential der Atomwirtschaft, warnen Rechtswissenschaftler, werde die Bonner Politiker bald zu einer verschärften Gesinnungsschnüffelei und zur elektronischen Beschattung der Bundesbürger zwingen. Experten befürchten, daß der papierne Berstschutz der Verfassung dem Druck nicht standhalten könnte - droht ein "politisches Tschernobyl"?"
  • Der Spiegel Tschernobyl: Alles war noch viel schlimmer, Printausgabe 35/1986: "Der amtliche Untersuchungsbericht über den Tschernobyl-GAU enthüllt, daß alles noch viel schlimmer war: Der Reaktortyp ist unzuverlässig, Radioaktivität drang bis Leningrad und vor Moskau, die Knochenmark-Verpflanzung bei Strahlenopfern hat versagt. Die Regierung rechnet mit Folgen für 75 Millionen Sowjetbürger."
  • Der Spiegel Kernkraftwerke: Nachrüsten für den Tag X, Printausgabe 35/1986: "Kurswechsel in der Bonner Kernkraft-Politik: Alle 19 deutschen Atomreaktoren sollen mit Milliarden-Aufwand katastrophentauglich gemacht werden. Bislang galt, deutsche AKWs seien so sicher, daß nichts passieren könne. Nun soll Vorsorge getroffen werden - für den Fall, daß doch mal ein Reaktor durchgeht. (...) Wallmann muß nun darauf beharren, die deutschen Kraftwerke seien die sichersten der Welt - und gleichzeitig begründen, warum sie noch sicherer werden müssen."
  • Der Spiegel ZIVILSCHUTZ - Völlig unterkellert, Printausgabe 39/1986: "Das Reaktor-Unglück in Tschernobyl dient der Union dazu, ihre alten Bunkerbau-Pläne neu aufzulegen. (...) Weil sie es für unmöglich hält, "Zivilschutz zu betreiben", sprach sich auch die rot-grüne Mehrheit im Kasseler Stadtparlament Ende August "gegen die Instandsetzung und jeden Neubau öffentlicher Schutzräume und unterirdischer Hilfskrankenhäuser im Stadtgebiet" aus. Begründung: "Um allen die gleiche Chance zu geben", müßte die Bundesrepublik "völlig unterkellert werden"."

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(Letzte Änderung: 20.09.2013)

Einzelnachweise

  1. zitate-online.de: Ingeborg Bachmann
  2. Spiegel Online: Kreml-Dokumente - Forscher warnten vor Tschernobyl-Katastrophe vom 19. März 2011
  3. IAEO: Challenges for Removal of Damaged Fuel and Debris von 2013 (englisch)] vom 1. Februar 2013
  4. tagesschau.de: Ein Experiment, das in der Katastrophe endete vom 26. April 2011
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 Zeit Online: Tschernobyl - 26. April 1986 vom 16. März 2011
  6. derStandard.at: Tschernobyls vergessene Helden vom 25. April 2013
  7. DER SPIEGEL 19/1986: Du Perle im Sternbild des Atoms vom 5. Mai 1986
  8. n-tv: Katastrophaler Atom-Unfall - Fukushima erreicht höchste Stufe vom 12. April 2011
  9. Zeit Online: Ein Stahl-Sarkophag für Tschernobyl vom 26. April 2010
  10. FTD.de: Schutz vor Tschernobyl-Schrottreaktor: 29.000 Tonnen Beton gegen die Strahlen vom 27. November 2012
  11. Frankfurter Rundschau: Nur mit strengen Auflagen in die Todeszone vom 7. Dezember 2011
  12. Spiegel Online:Tschernobyl: Dach und Mauer an Atomruine eingestürzt vom 13. Februar 2013
  13. finanzen.net: Die Kosten der Katastrophe von Tschernobyl erreichen bis 2015 nahezu 180 Milliarden US-Dollar, so der Präsident der Ukraine vom 27. April 2013
  14. nrcu.gov.ua: Teure Sicherheit: Stillgelegtes Tschernobyl-AKW frisst den Haushalt vom 18. September 2013
  15. Südwestpresse: Radioaktive belastete Wildschweine: Alb-Donau-Kreis auf Platz 2 vom 20. August 2013
  16. BR: Wohin mit radioaktiv belasteten Wildschweinen? abgerufen am 20. August 2013
  17. DER SPIEGEL 16/1987: Gott ist in dem, der Kiew rettete vom 13. April 1987
  18. Zeit Online: GAU in Tschernobyl - "Sie standen im radioaktiven Staub und wussten es nicht" vom 26. April 2011
  19. 19,0 19,1 DER SPIEGEL 17/1987: Gott ist in dem, der Kiew rettete vom 20. April 1987
  20. DER SPIEGEL: In Tschernobyl eine glühend aktive Zone vom 19. Mai 1986
  21. FAZ.net: Die letzten Liquidatoren vom 26. April 2011
  22. Welt Online: Todesstoß für die UdSSR: Gorbatschow über die Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl vom 21. April 2006
  23. iaea.org  Power Reactor Information System Ukraine abgerufen am 24. Dezember 2012
  24. Handelsblatt: Letzter Tschernobyl-Reaktor abgeschaltet vom 15. Dezember 2000
  25. DER SPIEGEL 12/2011: Das Modell taugt nichts vom 21. März 2011
  26. arte.tv Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen gesendet am 19. März 2011
  27. 3sat.online Tschernobyl-Strahlung schadet Tier und Pflanze vom 26. April 2011
  28. wdr.de Quarks & Co: 26.04.2011, Die Atom-Ruinen von Tschernobyl und Fukushima abgerufen am 3. Juli 2013
  29. Zeit Online: Glauben und Politik - Nur nicht zynisch! vom 24. April 2011
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