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Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Japan > Hamaoka (Japan)

5 Siedewasserreaktoren (stillgelegt bzw. Betrieb ausgesetzt) •
Leistung: 540/840/1.100/1.137/1.380 MW • Typ: BWR-4/BWR-4/BWR-5/BWR-5/ABWR •
Hersteller: Toshiba (Hamaoka-1, -3 und -4); GE-Toshiba (Hamaoka-2); Toshiba (Hamaoka-5) •
Baubeginn: 1971/1974/1983/1989/2000 • Inbetriebnahme: 1974/1978/1986/1992/2004 • [1][2]
Stilllegung: 2009/2009/offen/offen/offen


Inaktives AKW auf Plattengrenze

Hamaoka NPP 201005

AKW Hamaoka (Japan)

Der Standort Hamaoka befindet sich an der südlichen Küste Zentraljapans bei Hamamatsu in der Präfektur Shizuoka.[3]

Hamaoka wird von Wissenschaftlern als gefährlichstes AKW der Welt angesehen, da es sich über zwei kollidierenden Erdplatten befindet und die ganze Region stark erdbebengefährdet ist.[4]

In Hamaoka wurden ab 1974/1978/1986/1992/2004 fünf Siedewasserreaktoren mit einer Leistung von 540/840/1.100/1.137/1.380 MW betrieben. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Chubu Electric Power Co.[1] Hersteller der Einheiten 1, 3, 4 und 5 war Toshiba, der Einheit 2 General Electric und Toshiba.[2][5]

Hamaoka-1 und -2 wurden am 30. Januar 2009 endgültig stillgelegt.[1] Hamaoka-3 wurde am 29. November 2010 abgeschaltet, Hamaoka-4 und -5 am 13./14. Mai 2011 nach der Fukushima-Katastrophe. Seitdem ist am Standort kein Strom mehr produziert worden. Eine sechste Einheit war geplant, ist aber nicht in Bau gegangen.[6]

Auszeiten und Stilllegungen wegen Erdbeben

Die Blöcke 1 und 2 lagen bereits seit 2002 bzw. 2004 still.[7] Die endgültige Stilllegung erfolgte 2009, obwohl im Januar 2006 noch mit Instandsetzungsarbeiten begonnen worden war, um eine Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre zu erreichen. Seismische Nachrüstungen stellten sich jedoch als so teuer heraus, dass der Betreiber stattdessen die Errichtung einer zusätzlichen Einheit als Ersatz ankündigte.[8]

Wegen eines Erdbebens der Stärke 6,5 am 11. August 2009 wurden die Einheiten 4 und 5 per Schnellabschaltung heruntergefahren; Hamaoka-3 war zur Inspektion bereits abgeschaltet. Die Einheiten 3 und 4 wurden 2009, die Einheit 5 2011 wieder in Betrieb genommen. Bei Einheit 5 waren seit 2006 Vibrationsmängel festgestellt worden, die umfangreiche Reparaturen erforderten.[7]

Am 6. Mai 2011 forderte die Regierung den Betreiber wegen hoher Erdbebengefahr auf, das Atomkraftwerk abzuschalten. Analysen hatten eine Wahrscheinlichkeit von 87 % für ein Erdbeben der Stärke 8 in Zentraljapan ergeben.[9] Seitdem liegt das AKW still.[10]

Widerstände gegen Neustart

Am 27. September 2011 beschlossen die Behörden der benachbarten Stadt Makinohara, den Standort wegen der Erdbebengefahr endgültig stillzulegen. Der Betreiber hofft dennoch auf eine Wiederinbetriebnahme.[11]

Im Dezember 2012 stellte der Betreiber eine 18 Meter hohe Wand zum Schutz vor Tsunamis um Hamaoka fertig, die bis 2015 auf 22 Meter erhöht werden sollte. Er setzte außerdem Nachrüstungs- und Verbesserungsmaßnahmen an den Einheiten 3 und 4 um. Für Reaktor 4 wurde am 14. Februar 2014 ein Antrag zur Wiederinbetriebnahme bei der NRA eingereicht.[12]

Im Mai 2014 wurde berichtet, dass 11 umliegende Gemeinden eine Wiederinbetriebnahme des AKW wegen unzureichender Sicherheit und Erdbebengefahr ablehnen.[13]

Am 31. Januar 2015 kritisierte die japanische Atomaufsicht NRA, dass der Betreiber eine Frist zur Installation von Anlagen zum Schutz vor terroristischen Attacken verstreichen habe lassen.[14]

Am 26. Dezember 2015 wurde die 22 Meter hohe Mauer um das AKW fertiggestellt, die gegen Tsunamis schützen soll. Die Bewehrungsmaßnahmen für Hamaoka-3 und -4 sollten im September 2016 bzw. September 2017 abgeschlossen werden.[15]

Störfälle und Manipulation öffentlicher Meinung

Im Mai 1991 verrutschten Brennstäbe von ihren normalen Positionen. Ähnliche Vorfälle gab es in Onagawa im Juli 1988.[16]

Am 7. November 2001 zerbrach eine Leitung des Notkühlsystems; Hamaoka-1 musste vorübergehend abgeschaltet werden.[17]

Am 20. Juli 2006 verstopfte ein Schwarm Quallen einen Filter, der Meereswasser zur Kühlung des AKW reinigt. Die Leistung des AKW musste auf 60 % zurückgefahren werden.[18]

Die japanische Atomaufsicht NRA listet diverse Vorfälle aus den Jahren 1994 bis 2012 auf, von denen vier mit der INES-Stufe 1 klassifiziert wurden. Am 1. Dezember 2009 kam es beispielsweise zu einer Leckage, aufgrund derer flüssiger atomarer Abfall in der strahlenkontrollierten Zone des Reaktors 3 austrat.[19]

Am 31. Juli 2011 wurde berichtet, dass im Abklingbecken von Hamaoka 17 Jahre alte schadhafte Brennelemente liegen, von denen man nicht weiß, wie man sie bergen soll. Außerdem wurde bekannt, dass die Atomaufsicht NISA den Betreiber aufgefordert hatte, "die öffentliche Diskussion über die Sicherheit von Reaktoren zu manipulieren, die Uran- und Plutonium verwenden."[20]

Im Januar 2013 wurden (wie schon 1994 und 1995) Schäden an Brennstäben entdeckt.[21]

Weitere Links

→ Bloomberg: Japan’s Giant Tsunami Wall Fails to Stop Atomic Power Fears vom 11. März 2014
→ CHUBU Electric Power: The Hamaoka Nuclear Power Station
→ Nucleopedia: Kernkraftwerk Hamaoka

(Letzte Änderung: 10.05.2023)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 IAEO: PRIS - Country Statistics/Japan abgerufen am 10. Mai 2023
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. WNA Reactor Database: Hamaoka 1, Japan abgerufen am 4. Juli 2021
  4. FAZ.net: "Gefährlichstes Atomkraftwerk der Welt" soll zurück ans Netz vom 17. Februar 2014
  5. Toshiba: The "more advanced" ABWR abgerufen am 23. Juli 2016 (via WayBack)
  6. JAIF: NPPs in Japan abgerufen am 4. Juli 2021
  7. 7,0 7,1 nuklearforum.ch: Japan: Wiederinbetriebnahme von Hamaoka-5 vom 4. Februar 2011
  8. nuklearforum.ch: Japan: Ersatzwerk am Standort Hamaoka geplant vom 19. Januar 2009
  9. Spiegel Online: Erdbebengefahr: Japanische Regierung legt großes AKW still vom 6. Mai 2011
  10. Spiegel Online: Arbeiter stirbt nach Kollaps im Fukushima-Reaktor vom 14. Mai 2011
  11. IWR: Japan legt Kernkraftwerk Hamaoka still vom 27. September 2011
  12. nuklearforum.ch: Japan: Wiederinbetriebnahme von Hamaoka-4 beantragt vom 21. Februar 2014
  13. Japan Daily Press: Communities near Hamaoka nuclear plant point to safety issues before restart vom 15. Mai 2014 (via WayBack)
  14. Asahi Shimbun: NRA scolds Chubu Electric for missing deadline to make plant safe against attack vom 31. Januar 2015 (via WayBack)
  15. The Asahi Shimbun: Chubu Electric eyes Hamaoka nuclear plant restart as tsunami defense is completed vom 26. Dezember 2015 (via WayBack)
  16. The Japan Times: Try learning from a critical mistake vom 23. März 2007 (via WayBack)
  17. jnes.go.jp: Water Leakage from Penetration Portion of Control Rod Drive Housing into Reactor Pressure Vessel of Unit-1 abgerufen am 18. Januar 2012 (via WayBack)
  18. Spiegel Online: Japan: Quallenhorde legt Atomkraftwerk lahm vom 20. Juli 2006
  19. NRA: Hamaoka Nuclear Power Station abgerufen am 10. April 2015 (via WayBack)
  20. Süddeutsche.de: Japans langsamer Weg zum grünen Strom vom 31. Juli 2011
  21. enformable.com: Cracks found in spent fuel rods at Hamaoka nuclear power plant vom 11. Januar 2013