Reaktoren außer Betrieb > Karlsruhe, KNK (Baden-Württemberg)
KNK II: Schneller Brüter • Leistung: 21 MW • Typ: Prototyp • Hersteller: INTERATOM •
Baubeginn: 1. September 1974 • Inbetriebnahme: 10. Oktober 1977 • Abschaltung: 23. August 1991 •[1][2] Beginn Rückbau: 1994[3]
Versuchsanlage für Schnelle Brüter
Die "Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage Karlsruhe" (KNK) war der Prototyp eines natriumgekühlten Brüters, der auf dem Gelände des Kernforschungszentrums Karlsruhe in Baden-Württemberg betrieben und von diesem wissenschaftlich betreut wurde. Unter der Bezeichnung KNK I war der Reaktor zunächst mit einem thermischen Kern bestückt, bei dem Neutronen mit geringer Energie die Atomspaltung auslösen. Der spätere KNK II war ein Schnellbrüterkraftwerk mit einem schnellen Kern (Neutronen mit hoher Energie).[4][3] Betreiber war die Kernkraftwerk Betriebsgesellschaft mbH, Eigentümer ist heute laut IAEO das Karlsruhe Institut für Technologie (KIT).[1]
Der Reaktor diente als Versuchsanlage für den nie ans Netz gegangene Schnellen Brüter in Kalkar und war der erste und einzige Brüter, der in Deutschland betrieben wurde.[5]
KNK I (1971-1974)
Die ersten Planungen für die KNK waren bereits 1957 eingeleitet worden. Aufgrund langwieriger Forschungen und Experimente für den neuen Reaktortyp erging der Auftrag für Planung und Errichtung jedoch erst 1966 an das Unternehmen INTERATOM, das zu 100 % Siemens gehörte. Der Reaktor wurde zwischen 1967 und 1969 zu einem Festpreis von 110,2 Mio. Deutsche Mark gebaut. Betreiber war die Kernkraftwerk-Betriebsgesellschaft mbH (KBG). Die KNK wurde ab dem 20. August 1971 (erste Kritikalität) zunächst als thermischer Reaktor betrieben. Während des Betriebs kam es zu verschiedenen Störungen, wie z. B. im März 1971 zu einem Brand wegen ausströmenden Natriums und im September 1972 zu einem Dampferzeugerschaden.[2]
KNK II (1977-1991)
Da man thermischen Brütern keine Wirtschaftlichkeit zutraute, wurde die KNK I im September 1974 abgeschaltet und ab Juli 1975 in einen Schnellen Brutreaktor mit der Bezeichnung KNK-II und 21 MW Leistung für MOX-Brennelemente umgebaut. Hierfür waren umfangreiche technische Auflagen der Reaktorsicherheitskommission und des TÜV Baden zu erfüllen.[2] Die KNK II wurde am 10. Oktober 1977 in Betrieb genommen.[1]
Während des Betriebs kam es immer wieder zu Störungen, wie beispielsweise Brennelementeschäden oder Gasblasendurchläufe. Abgebrannte Brennelemente wurden in der französischen Anlage Marcoule wiederaufgearbeitet. 1988 und 1989 war der Reaktor aufgrund vieler Instandhaltungsmaßnahmen außer Betrieb.
Obwohl der natriumgekühlte Reaktor einem lebenden Fossil glich – vergleichbare Reaktoren wie der englische DFR und die französische Rapsodie waren bereits 1977 bzw. 1983 vom Netz gegangen – wurde er erst am 23. August 1991 endgültig abgeschaltet. Aufgrund des Stopps des Schnellen Brüters von Kalkar 1991 hatte er jede Existenzberechtigung als Versuchsreaktor verloren.[2][1]
Teurer Abriss
Der 1993 nach der Stilllegung begonnene Rückbau der KNK bis zur "grünen Wiese" soll bis Mitte der 2020er Jahre abgeschlossen werden.[3] Den Rückbau führt die EWN-Tochter Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE) durch[6]
2008 wurde bekannt, dass sich aufgrund technischer Probleme die Abrisskosten um 100 Mio. Euro auf 309 Mio. Euro erhöht hatten.[7] Im Dezember 2010 wurden 2.413 Brennstäbe, die ursprünglich aus der KNK stammten, in vier Castoren von Frankreich ins Zwischenlager Lubmin transportiert – begleitet von Protesten.[8]
Im Juli 2015 war der Rückbau bei Teilschritt neun (von insgesamt zehn) angekommen. Es fehlten noch der sogenannte Biologische Schild, einige Systeme sowie die Gebäude.[5]
(Letzte Änderung: 21.09.2021)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 IAEO: PRIS - Country Statistics/Germany abgerufen am 21. September 2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Kernforschungszentrum Karlsruhe: Die Geschichte von Bau und Betrieb des deutschen Schnellbrüter-Kernkraftwerks KNK II vom August 1993
- ↑ 3,0 3,1 3,2 um.baden-wuerttemberg.de: Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage II (KNK II) abgerufen am 21. September 2021
- ↑ KIT: Forschungszentrum Karlsruhe -Vom Kernforschungszentrum zum Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft vom 20. Februar 2018 (via WayBack)
- ↑ 5,0 5,1 Stuttgarter Zeitung: Ausgebrütet: das Ende des Versuchsreaktors vom 17. Juli 2015
- ↑ EWN: Unternehmen abgerufen am 21. September 2021
- ↑ DER SPIEGEL 5/2008: Teure Entsorgung vom 27. Januar 2008
- ↑ Spiegel Online: Castor-Transport trifft in Deutschland ein vom 15. Dezember 2010