Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Japan > Mihama (Japan)
1 aktiver Druckwasserreaktor • Leistung: 826 MW • Typ: M (3-loop) • Hersteller: MHI •
Baubeginn: 7. August 1972 • Inbetriebnahme: 28. Januar 1976 •[1][2] Abschaltung: offen
Mihama-1 und -2 stillgelegt, Mihama-3 in Betrieb

AKW Mihama (Japan)
Der Standort Mihama, an dem noch die Einheit 3 am Netz ist, befindet sich auf einer Halbinsel an der Westküste Japans, nordwestlich der Stadt Tsuruga in der Provinz Fukui.[3]
In Mihama wurden ab 1970/1972/1976 drei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von 340, 500 und 820 MW betrieben. Mihama-1 war seit 24. November 2010 zur "regelmäßigen Wartung" außer Betrieb, Mihama-2 und -3 wurden 2011 nach der Fukushima-Katastrophe abgeschaltet. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Kansai Electric Power Co. (KEPCO).[1][4] Hersteller von Mihama-1 war Westinghouse, von Hamoka-2 die Mitsubishi Atomic Power Industries, von Hamaoka-3 die Mitsubishi Heavy Industries Ltd. (MHI)[2]
Ein geplanter vierter Druckwasserreaktor mit 1.200 MW, der 2008 in Betrieb gehen sollte, kam nicht über die Planungsphase hinaus.[5]
Am 17. März 2015 wurde bekannt, dass Mihama-1 und -2 endgültig stillgelegt werden sollten.[6] Die offizielle Stilllegung erfolgte am 27. April 2015.[1]
Für den stillgestandenen Reaktor Mihama-3 stellte der Betreiber am 17. März 2015 einen Antrag auf Wiederinbetriebnahme.[7] Am 16. November 2016 genehmigte die japanische Aufsichtsbehörde NRA eine Laufzeitverlängerung für Mihama-3 um 20 Jahre auf 60 Jahre bis 2036[8]
Am 23. Juni 2021 ging Mihama-3 wieder ans Netz.[9] Laut Japan Atomic Industral Forum (JAIF) ist der Reaktor jedoch nicht in Betrieb (Stand: 10. Dezember 2021).
Sicherer Einschluss für Mihama-1 und -2
Laut Homepage von KEPCO ist für die stillgelegten Einheiten 1 und 2 nach einer teilweisen Dekontamination von Anlagenteilen ein sicherer Einschluss geplant, während dem die Radioaktivität des Reaktors abklingen soll.[10] Der Stilllegungsplan wurde am 19. April 2017 von der Nuclear Regulation Authority (NRA) genehmigt; es soll 30 Jahre dauern, bis der Rückbau der Einheiten abgeschlossen ist.[11]
Leitungsbruch 2004 und andere Störfälle
Am 12. September 1979 verzogen sich im AKW Brennelemente.[12]
Im Februar 1991 liefen aus einem zerbrochenen Rohr in einem Dampfgenerator 55 Tonnen radioaktiven Wassers aus dem Primär- in das Sekundärsystem aus.[13] Vom Handels- und Industrieministerium und vom Betreiber war zunächst bestritten worden, dass Radioaktivität freigesetzt wurde. Ursache für den Rohrschaden war ein Konstruktionsfehler, der bei Inspektionen übersehen worden war.[14]
Am 7. April 2000 wurde in Mihama-2 ein Leck im Primärkreislauf entdeckt, aus dem zwei bis drei Liter radioaktiven Wassers pro Stunde ausliefen.[15]
Am 15. November 2002 lief aus dem Primärkühlsystem von Mihama-3 radioaktives Wasser aus, zunächst 60 Liter pro Stunde, später 300 Liter; der Reaktor wurde abgeschaltet.[16]
Im August 2004 brach in Mihama-3 eine Kondensatleitung im nichtnuklearen Sekundärkreislauf in Längs- und Umfangrichtung. Das austretende Heißwasser verwandelte sich in Dampf und verbrühte Arbeiter; fünf starben, und sechs weitere wurden verletzt. Ursache war Korrosion und Schlamperei: Die Wandstärke der Leitung hatte sich von anfangs 10 mm auf bis ca. 1,5 mm verdünnt, und die Leitung soll seit der Inbetriebnahme des Reaktors nicht mehr überprüft worden sein.[17] Die Schwachstelle war bereits ein Jahr zuvor bekannt gewesen, es wurde aber versucht, die Kontrolle zu verschieben.[18] Der damalige Präsident des Betreibers Kansai ordnete einen Maßnahmenplan zur Verhinderung eines ähnlichen Unfalls an, übernahm die moralische Verantwortung und gab 2005 seinen Rücktritt bekannt.[19] Der Reaktor wurde abgeschaltet und erst im Februar 2007 wieder hochgefahren.[20]
Am 20. November 2008 wurden zwei Mihama-Reaktoren nach einem Blitzeinschlag und einem Stromausfall automatisch heruntergefahren.[21]
Am 7. Mai 2010 trat in der Anlage Dampf aus; vier Arbeiter kamen ums Leben, sieben weitere wurden verletzt.[13]
Am 8. Dezember 2011 wurde eine Mihama-Einheit abgeschaltet, nachdem wegen eines leckenden Ventils im Druckbehälter radioaktives Wasser ausgelaufen war.[22]
Eine Auflistung von meldepflichtigen Ereignissen in den Jahren 1994 bis 2013 findet man bei der Aufsichtsbehörde NRA. Der Unfall von 2004 wurde trotz seiner schwerwiegenden Folgen nur mit der INES-Stufe 1 klassifiziert.[23]
→ Kansai Electric Power Co. (Homepage des Betreiber)
Videobeitrag
Nuclear reactors to be decommissioned
(Hochgeladen in YouTube am 16. März 2015)
"Two nuclear power plant operators in Japan have apparently decided to scrap 3 reactors that are over 40 years old. They are located in Fukui prefecture, central Japan." Quelle: YouTube
(Letzte Änderung: 11.11.2022)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 IAEO: PRIS - Country Statistics/Japan abgerufen am 25. Juni 2021
- ↑ 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
- ↑ WNA Reactor Database: Mihama 3, Japan abgerufen am 25. Juni 2021
- ↑ CNIC: Nuclear Power Plants Operational Status vom 26. August 2011 (via WayBack)
- ↑ IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE (S.59, hier HIGASHI TOH-2 genannt) von 1997
- ↑ world nuclear news: Japan retires more reactors as restarts approach vom 18. März 2015
- ↑ nuklearforum.ch: Japan: Laufzeitverlängerung für Mihama-3 beantragt vom 3. Dezember 2015
- ↑ nuklearforum.ch: Japan: Laufzeitverlängerung für Mihama-3 vom 23. November 2016
- ↑ nuklearforum.ch: Japan: Mihama-3 nimmt Betrieb wieder auf vom 25. Juni 2021
- ↑ KEPCO: Decommissioning Mihama Units 1 & 2 with a Priority on Safety abgerufen am 25. Juni 2021
- ↑ world nuclear news: Decommissioning plans approved for five Japanese units vom 19. April 2017
- ↑ tagesschau.de: Kosten von Atomunfällen - Fukushima, Tschernobyl und viele andere vom 11. März 2014
- ↑ 13,0 13,1 Süddeutsche.de: Vier Tote nach Unfall in Atomkraftwerk vom 19. Mai 2010
- ↑ www.giga-hamburg.de: GIGA Focus Asien (5/2011) von 2011 (via WayBack)
- ↑ Spiegel Online: Japan: Wieder Zwischenfall in Atommeiler vom 7. April 2000
- ↑ RP Online: Radioaktives Kühlwasser ist ausgelaufen - Erneut Panne in japanischem Atomkraftwerk vom 15. November 2002
- ↑ nuklearforum.ch: Industrieunfall in japanischem Kernkraftwerk fordert fünf Todesopfer vom 8. August 2004
- ↑ Spiegel Online: Schlamperei im Atomkraftwerk: Schwachstelle war seit Monaten bekannt vom 10. August 2004
- ↑ nuklearforum.ch: Schlussbericht zum Industrieunfall in Mihama-3 vom 29. März 2005
- ↑ nuklearforum.ch: Japan: Wiederinbetriebnahme von Mihama-3 vom 7. Februar 2007
- ↑ Die Presse.com: Japan: Atomkraftwerk vom Blitz getroffen vom 20. November 2008 (via WayBack)
- ↑ heise.de: Japanischer Reaktor nach Leck abgeschaltet vom 9. Dezember 2011
- ↑ NRA: Mihama Nuclear Power Station abgerufen am 15. April 2015 (via WayBack)