AtomkraftwerkePlag Wiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: rte-wysiwyg
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(13 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
   
 
{{Box|Text =
 
{{Box|Text =
Druckwasserreaktor • Leistung: 38 MW • Typ: FDR • Baubeginn: 1963 •<br />
+
Druckwasserreaktor • Leistung: 38 MW • Typ: FDR • Hersteller: Deutsche Babcock/Interatom •<br />
Inbetriebnahme: 26. August 1968 • Abschaltung: 22. März 1979 •<br />
+
Baubeginn: September 1963 • Inbetriebnahme: 26. August 1968 • Abschaltung: 22. März 1979 •<br />
Beginn Stilllegung: 1. Dezember 1980 • Ende Stilllegung: 1. September 1982}}<br />
+
Beginn Stilllegung: 1. Dezember 1980 • Ende Stilllegung: 1. September 1982 (ohne Reaktordruckbehälter)}}
  +
<br />
   
 
==Einziges deutsches nukleares Frachtschiff==
 
==Einziges deutsches nukleares Frachtschiff==
  +
[[Datei:Bundesarchiv_B_145_Bild-F031997-0019,_Frachter_NS_Otto_Hahn.jpg|thumb|270px|NS Otto Hahn im Hamburger Hafen]]
[[Datei:Nuclear Ship (1968)|thumb|right|270 px|"Nuclear driven ship 'Otto Hahn'. Kiel, Germany." (Hochgeladen in YouTube am 13. April 2014)]]
 
Die NS (Nuclear Ship) Otto Hahn ist ein ehemals atomgetriebenes Fracht- und Forschungsschiff, das von 1963 bis 1968 in [[Geesthacht]] erbaut wurde.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 28, 332.</ref> Der Eindecker war mit einem sogenannten "Fortschrittlichen Druckwasser-Reaktor" (FDR) mit einer Leistung von 38 MW ausgerüstet, der vom Konsortium Deutsche Babcock und Interatom GmbH für den Schiffsbetrieb hergestellt worden war. Das Schiff lief 1964 vom Stapel; bei diesem Ereignis war auch der deutsche Chemiker Otto Hahn zugegen, der Entdecker der Kernspaltung, nach dem das Schiff benannt wurde.<ref name="kernenergie.de_November_2013">kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie-wAssets/docs/fachzeitschrift-atw/2013/atw2013_11_reinartz-otto_hahn.pdf Als die Kernenergie "Ahoi" rief] vom November 2013</ref><ref name="familienbuch-euregio">familienbuch-euregio.eu: [http://familienbuch-euregio.eu/etc/Otto-Hahn/data.html N/S OTTO HAHN] abgerufen am 8. Juni 2015</ref>
+
Die NS (Nuclear Ship) Otto Hahn ist ein ehemals atomgetriebenes Fracht- und Forschungsschiff. Es war 1960 von der GKSS (Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH in [[Geesthacht]]), bei der Kieler Howaldtswerke AG bestellt und von 1963 bis 1968 erbaut worden.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 28, 332.</ref><ref name="kernenergie.de_November_2013">kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie-wAssets/docs/fachzeitschrift-atw/2013/atw2013_11_reinartz-otto_hahn.pdf Als die Kernenergie "Ahoi" rief] vom November 2013</ref>
   
  +
Der Eindecker war mit einem sogenannten "Fortschrittlichen Druckwasser-Reaktor" (FDR) mit einer Leistung von 38 MW ausgerüstet, der vom Konsortium Deutsche Babcock und Interatom GmbH für den Schiffsbetrieb hergestellt worden war. Das Schiff lief 1964 vom Stapel; bei diesem Ereignis war auch der Entdecker der Kernspaltung, der deutsche Chemiker Otto Hahn zugegen, nach dem das Schiff benannt wurde.<ref name="kernenergie.de_November_2013"/><ref name="familienbuch-euregio">familienbuch-euregio.eu: [http://familienbuch-euregio.eu/etc/Otto-Hahn/data.html N/S OTTO HAHN] abgerufen am 8. Juni 2015</ref>
Im Vertrag mit dem Konsortium war ein Festpreis von 19 Mio. Deutsche Mark für das Schiff mit konventionellen Anlagen sowie 27,5 Mio. Deutsche Mark für den Reaktor vereinbart. Allerdings erhöhten sich die Kosten auf 54,3 Mio., wozu dann zusätzlich noch 2,68 Mio. für Brennstoff und 3,8 Mio. für nachträgliche Einbauten und Ausstattung kamen.<ref>hzg.de: [http://www.hzg.de/imperia/md/content/hzg/zentrale_einrichtungen/bibliothek/berichte/gkss_berichte_vor_2003/gkss_1981_20.pdf NS OTTO HAHN – Erste deutsches Kernenergieschiff] (S. 283) von 1981</ref>
 
   
 
Im Vertrag mit dem Konsortium war ein Festpreis von 19 Mio. Deutsche Mark für das Schiff mit konventionellen Anlagen sowie 27,5 Mio. Deutsche Mark für den Reaktor vereinbart. Allerdings erhöhten sich die Kosten auf 54,3 Mio., wozu dann zusätzlich noch 2,68 Mio. für Brennstoff und 3,8 Mio. für nachträgliche Einbauten und Ausstattung kamen.<ref>hzg.de: [http://www.hzg.de/imperia/md/content/hzg/zentrale_einrichtungen/bibliothek/berichte/gkss_berichte_vor_2003/gkss_1981_20.pdf NS OTTO HAHN – Erstes deutsches Kernenergieschiff] (S. 283) von 1981</ref>
Der Reaktor wurde vom 26. August 1968 bis 22. März 1979 betrieben; die Stilllegung begann am 1. Dezember 1980 und wurde am 1. September 1982 abgeschlossen.<ref>BfS: [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/Kernanlagen_Stilllegung.pdf Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland] (S.10) abgerufen am 25. Mai 2015</ref> Für Bau, Betrieb und Entsorgung war die Bundesregierung zuständig und verantwortlich.<ref>Deutscher Bundestag: [http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/12/065/1206506.pdf Radioaktive Verseuchung der Meere durch die Ablagerung von Atommüll] (Drucksache 12/6506) vom 27. Dezember 1993</ref>
 
  +
 
Der Reaktor wurde vom 26. August 1968 bis 22. März 1979 betrieben; die Stilllegung begann am 1. Dezember 1980 und wurde am 1. September 1982 abgeschlossen.<ref>BfS: [https://web.archive.org/web/20150920182814/http://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/berichte/kt/kernanlagen-stilllegung.pdf?__blob=publicationFile&v=6 Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland] (S.10) abgerufen am 24. November 2019 (via WayBack)</ref> Für Bau, Betrieb und Entsorgung war die Bundesregierung zuständig.<ref>Deutscher Bundestag: [http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/12/065/1206506.pdf Radioaktive Verseuchung der Meere durch die Ablagerung von Atommüll] (Drucksache 12/6506) vom 27. Dezember 1993</ref>
   
 
=="Fliegender Holländer" und "schwimmende Atombombe"==
 
=="Fliegender Holländer" und "schwimmende Atombombe"==
 
[[Datei:Nuclear Ship (1968)|thumb|right|270 px|"Nuclear driven ship 'Otto Hahn'. Kiel, Germany." (Hochgeladen in YouTube am 13. April 2014)]]
[[Datei:NS_Otto_Hahn.jpg|thumb|200px|Schornstein des ehemaligen Fracht- und Forschungsschiffes "Otto Hahn"]]
 
Die Otto Hahn absolvierte 1969 ihre erste Atlantikfahrt, lief 33 Häfen in 22 Ländern an und legte insgesamt 650.000 Seemeilen hinter sich. Als Brennstoff wurde Uran-235 verwendet.<ref name="familienbuch-euregio"/>
+
Die Otto Hahn absolvierte 1969 ihre erste Atlantikfahrt, lief 33 Häfen in 22 Ländern an und legte insgesamt 650.000 Seemeilen hinter sich. Als Brennstoff wurde [[Radioaktive Substanzen#Uran|Uran-235]] verwendet.<ref name="familienbuch-euregio"/>
   
Da dem Schiff immer wieder die Einfahrt in Häfen oder die Durchfahrt durch Kanäle verboten wurde, ist die Otto Hahn als "Fliegender Holländer" bezeichnet worden. In Zeiten der Ölkrise 1973 hatte man sich von Atomschiffen Exportprodukte versprochen und plante als Nachfolger der Otto Hahn das nukleare Containerschiff NCS-80, das dieachtfache Leistung besitzen und 160 Mio. Deutsche Mark kosten sollte, eineinhalb mal so viel wie ein herkömmliches Containerschiff.<ref>DER SPIEGEL 50/1973: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41810441.html Fliegender Holländer] vom 10. Dezember 1973</ref><ref name="kernenergie.de_November_2013"/> Die NCS-80 wurde nie gebaut.
+
Da dem Schiff immer wieder die Einfahrt in Häfen oder die Durchfahrt durch Kanäle verboten wurde, ist die Otto Hahn auch als "Fliegender Holländer" bezeichnet worden. In Zeiten der Ölkrise 1973 wollte man Atomschiffe ins Ausland exportieren und plante als Nachfolger der Otto Hahn das nukleare Containerschiff NCS-80, das die achtfache Leistung besitzen und 160 Mio. Deutsche Mark kosten sollte, eineinhalb mal so viel wie ein herkömmliches Containerschiff.<ref>DER SPIEGEL 50/1973: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41810441.html Fliegender Holländer] vom 10. Dezember 1973</ref><ref name="kernenergie.de_November_2013"/> Die NCS-80 wurde nie gebaut.
   
  +
[[Datei:Bundesarchiv_B_145_Bild-F031999-0006,_Frachter_NS_Otto_Hahn.jpg|thumb|270px|NS Otto Hahn auf der Fahrt]]
 
Den Beschluss, die im Volksmund auch "schwimmende Atombombe" genannte Otto Hahn stillzulegen, fasste die GKSS im Dezember 1978 aus wirtschaftlichen Gründen. Einnahmen von zwei Mio. Deutsche Mark standen Ausgaben von 10 Mio. Deutsche Mark jährlich gegenüber. Eine neue Uran-235-Ladung hätte eine Investition von 60 Mio. erfordert, die der Betreiber ablehnte.<ref>DER SPIEGEL 51/1978: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40605979.html Flaggschiff gestoppt] vom 18. Dezember 1978</ref>
 
Den Beschluss, die im Volksmund auch "schwimmende Atombombe" genannte Otto Hahn stillzulegen, fasste die GKSS im Dezember 1978 aus wirtschaftlichen Gründen. Einnahmen von zwei Mio. Deutsche Mark standen Ausgaben von 10 Mio. Deutsche Mark jährlich gegenüber. Eine neue Uran-235-Ladung hätte eine Investition von 60 Mio. erfordert, die der Betreiber ablehnte.<ref>DER SPIEGEL 51/1978: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40605979.html Flaggschiff gestoppt] vom 18. Dezember 1978</ref>
   
Der strahlende Reaktordruckbehälter der "Otto Hahn" wurde, von Protesten begleitet, nach Geesthacht transportiert und in einem provisorischen Erdbunker auf dem GKSS-Gelände gelagert,<ref>DER SPIEGEL 27/1981: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343028.html In Tücher wickeln] vom 29. Juni 1981</ref> wo er bis heute liegt (Stand: Oktober 2012).<ref>Bergedorfer Zeitung: [http://www.bergedorfer-zeitung.de/printarchiv/geesthacht/article169146/Otto-Hahn-Reaktor-bleibt-in-Geesthacht.html Otto-Hahn-Reaktor bleibt in Geesthacht] vom 4. Oktober 2012</ref> 52 abgebrannte Brennstäbe werden im [[Zwischenlager an Atomkraftwerken#Greifswald (Lubmin)| Zwischenlager Nord in Lubmin]] deponiert.<ref>NDR: [http://www.ndr.de/kultur/geschichte/Das-schnelle-Ende-der-Atomschiff-Aera,ottohahn126.html Das schnelle Ende der Atomschiff-Ära] vom 13. Juni 2014</ref>
+
Der strahlende Reaktordruckbehälter der "Otto Hahn" wurde, von Protesten begleitet, nach Geesthacht transportiert und in einem provisorischen Erdbunker auf dem GKSS-Gelände gelagert,<ref>DER SPIEGEL 27/1981: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343028.html In Tücher wickeln] vom 29. Juni 1981</ref> wo er bis heute liegt (Stand: Oktober 2012).<ref>Bergedorfer Zeitung: [http://www.bergedorfer-zeitung.de/printarchiv/geesthacht/article169146/Otto-Hahn-Reaktor-bleibt-in-Geesthacht.html Otto-Hahn-Reaktor bleibt in Geesthacht] vom 4. Oktober 2012</ref> 52 abgebrannte Brennstäbe werden im [[Zwischenlager Nord| Zwischenlager Nord]] in Lubmin deponiert.<ref>NDR: [http://www.ndr.de/kultur/geschichte/Das-schnelle-Ende-der-Atomschiff-Aera,ottohahn126.html Das schnelle Ende der Atomschiff-Ära] vom 13. Juni 2014</ref>
   
Neben der Otto Hahn waren noch drei weitere atomgetriebene zivile Schiffe in Dienst gestellt worden: der sowjetische Eisbrecher [[Lenin (Russland)|Lenin]] (1959), das US-amerikanische Frachtschiff [[NS Savannah (USA)|NS Savannah]] (1962) und das japanische Frachtschiff [[Mutsu (Japan)|Mutsu]] (1970).<ref>DER SPIEGEL 41/1968: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45922253.html Bombe in Beton] vom 7. Oktober 1968</ref><ref>Hamburger Abendblatt: [http://www.abendblatt.de/archiv/1969/article201156007/Japans-Atom-Schiff-Mutsu.html Japans Atom-Schiff "Mutsu"] von 1969</ref>
+
Neben der Otto Hahn waren noch drei weitere atomgetriebene Frachtschiffe in Dienst gestellt worden: die US-amerikanische [[NS Savannah (USA)|NS Savannah]] (1962), die japanische [[Mutsu (Japan)|Mutsu]] (1974) und zuletzt die russische [[NS Sewmorput (Russland)|NS Sewmorput]] (1988).
   
 
==Weitere Links==
 
==Weitere Links==
 
→ kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie-wAssets/docs/fachzeitschrift-atw/2013/atw2013_11_reinartz-otto_hahn.pdf Als die Kernenergie "Ahoi" rief] vom November 2013<br />
 
→ kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie-wAssets/docs/fachzeitschrift-atw/2013/atw2013_11_reinartz-otto_hahn.pdf Als die Kernenergie "Ahoi" rief] vom November 2013<br />
→ hzg.de: [http://www.hzg.de/imperia/md/content/hzg/zentrale_einrichtungen/bibliothek/berichte/gkss_berichte_vor_2003/gkss_1981_20.pdf NS OTTO HAHN – Erste deutsches Kernenergieschiff] (Veröffentlichung der GKSS mit 327 Seiten) von 1981<br /><br />
+
→ hzg.de: [http://www.hzg.de/imperia/md/content/hzg/zentrale_einrichtungen/bibliothek/berichte/gkss_berichte_vor_2003/gkss_1981_20.pdf NS OTTO HAHN – Erstes deutsches Kernenergieschiff] (Veröffentlichung der GKSS mit 327 Seiten) von 1981
  +
→ DER SPIEGEL 41/1968: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45922253.html Bombe in Beton] vom 7. Oktober 1968<br /><br />
   
 
(Letzte Änderung: {{REVISIONDAY2}}.{{REVISIONMONTH}}.{{REVISIONYEAR}})
 
(Letzte Änderung: {{REVISIONDAY2}}.{{REVISIONMONTH}}.{{REVISIONYEAR}})
Zeile 36: Zeile 41:
 
[[Kategorie:Deutschland]]
 
[[Kategorie:Deutschland]]
 
[[Kategorie:Schleswig-Holstein]]
 
[[Kategorie:Schleswig-Holstein]]
[[Kategorie:Atommüll]]
 
 
[[Kategorie:Atomanlagen (Deutschland)]]
 
[[Kategorie:Atomanlagen (Deutschland)]]
 
[[Kategorie:Atomanlagen (stillgelegt)]]
 
[[Kategorie:Atomanlagen (stillgelegt)]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2020, 06:23 Uhr

Reaktoren außer Betrieb > NS Otto Hahn (Schleswig-Holstein)

Druckwasserreaktor • Leistung: 38 MW • Typ: FDR • Hersteller: Deutsche Babcock/Interatom •
Baubeginn: September 1963 • Inbetriebnahme: 26. August 1968 • Abschaltung: 22. März 1979 •
Beginn Stilllegung: 1. Dezember 1980 • Ende Stilllegung: 1. September 1982 (ohne Reaktordruckbehälter)


Einziges deutsches nukleares Frachtschiff

Bundesarchiv B 145 Bild-F031997-0019, Frachter NS Otto Hahn

NS Otto Hahn im Hamburger Hafen

Die NS (Nuclear Ship) Otto Hahn ist ein ehemals atomgetriebenes Fracht- und Forschungsschiff. Es war 1960 von der GKSS (Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH in Geesthacht), bei der Kieler Howaldtswerke AG bestellt und von 1963 bis 1968 erbaut worden.[1][2]

Der Eindecker war mit einem sogenannten "Fortschrittlichen Druckwasser-Reaktor" (FDR) mit einer Leistung von 38 MW ausgerüstet, der vom Konsortium Deutsche Babcock und Interatom GmbH für den Schiffsbetrieb hergestellt worden war. Das Schiff lief 1964 vom Stapel; bei diesem Ereignis war auch der Entdecker der Kernspaltung, der deutsche Chemiker Otto Hahn zugegen, nach dem das Schiff benannt wurde.[2][3]

Im Vertrag mit dem Konsortium war ein Festpreis von 19 Mio. Deutsche Mark für das Schiff mit konventionellen Anlagen sowie 27,5 Mio. Deutsche Mark für den Reaktor vereinbart. Allerdings erhöhten sich die Kosten auf 54,3 Mio., wozu dann zusätzlich noch 2,68 Mio. für Brennstoff und 3,8 Mio. für nachträgliche Einbauten und Ausstattung kamen.[4]

Der Reaktor wurde vom 26. August 1968 bis 22. März 1979 betrieben; die Stilllegung begann am 1. Dezember 1980 und wurde am 1. September 1982 abgeschlossen.[5] Für Bau, Betrieb und Entsorgung war die Bundesregierung zuständig.[6]

"Fliegender Holländer" und "schwimmende Atombombe"

Nuclear_Ship_(1968)

Nuclear Ship (1968)

"Nuclear driven ship 'Otto Hahn'. Kiel, Germany." (Hochgeladen in YouTube am 13. April 2014)

Die Otto Hahn absolvierte 1969 ihre erste Atlantikfahrt, lief 33 Häfen in 22 Ländern an und legte insgesamt 650.000 Seemeilen hinter sich. Als Brennstoff wurde Uran-235 verwendet.[3]

Da dem Schiff immer wieder die Einfahrt in Häfen oder die Durchfahrt durch Kanäle verboten wurde, ist die Otto Hahn auch als "Fliegender Holländer" bezeichnet worden. In Zeiten der Ölkrise 1973 wollte man Atomschiffe ins Ausland exportieren und plante als Nachfolger der Otto Hahn das nukleare Containerschiff NCS-80, das die achtfache Leistung besitzen und 160 Mio. Deutsche Mark kosten sollte, eineinhalb mal so viel wie ein herkömmliches Containerschiff.[7][2] Die NCS-80 wurde nie gebaut.

Bundesarchiv B 145 Bild-F031999-0006, Frachter NS Otto Hahn

NS Otto Hahn auf der Fahrt

Den Beschluss, die im Volksmund auch "schwimmende Atombombe" genannte Otto Hahn stillzulegen, fasste die GKSS im Dezember 1978 aus wirtschaftlichen Gründen. Einnahmen von zwei Mio. Deutsche Mark standen Ausgaben von 10 Mio. Deutsche Mark jährlich gegenüber. Eine neue Uran-235-Ladung hätte eine Investition von 60 Mio. erfordert, die der Betreiber ablehnte.[8]

Der strahlende Reaktordruckbehälter der "Otto Hahn" wurde, von Protesten begleitet, nach Geesthacht transportiert und in einem provisorischen Erdbunker auf dem GKSS-Gelände gelagert,[9] wo er bis heute liegt (Stand: Oktober 2012).[10] 52 abgebrannte Brennstäbe werden im Zwischenlager Nord in Lubmin deponiert.[11]

Neben der Otto Hahn waren noch drei weitere atomgetriebene Frachtschiffe in Dienst gestellt worden: die US-amerikanische NS Savannah (1962), die japanische Mutsu (1974) und zuletzt die russische NS Sewmorput (1988).

Weitere Links

→ kernenergie.de: Als die Kernenergie "Ahoi" rief vom November 2013
→ hzg.de: NS OTTO HAHN – Erstes deutsches Kernenergieschiff (Veröffentlichung der GKSS mit 327 Seiten) von 1981 → DER SPIEGEL 41/1968: Bombe in Beton vom 7. Oktober 1968

(Letzte Änderung: 06.01.2020)

Einzelnachweise

  1. Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 28, 332.
  2. 2,0 2,1 2,2 kernenergie.de: Als die Kernenergie "Ahoi" rief vom November 2013
  3. 3,0 3,1 familienbuch-euregio.eu: N/S OTTO HAHN abgerufen am 8. Juni 2015
  4. hzg.de: NS OTTO HAHN – Erstes deutsches Kernenergieschiff (S. 283) von 1981
  5. BfS: Auflistung kerntechnischer Anlagen in der Bundesrepublik Deutschland (S.10) abgerufen am 24. November 2019 (via WayBack)
  6. Deutscher Bundestag: Radioaktive Verseuchung der Meere durch die Ablagerung von Atommüll (Drucksache 12/6506) vom 27. Dezember 1993
  7. DER SPIEGEL 50/1973: Fliegender Holländer vom 10. Dezember 1973
  8. DER SPIEGEL 51/1978: Flaggschiff gestoppt vom 18. Dezember 1978
  9. DER SPIEGEL 27/1981: In Tücher wickeln vom 29. Juni 1981
  10. Bergedorfer Zeitung: Otto-Hahn-Reaktor bleibt in Geesthacht vom 4. Oktober 2012
  11. NDR: Das schnelle Ende der Atomschiff-Ära vom 13. Juni 2014