Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Indien > Rajasthan (Indien)
6 aktive Schwerwasserreaktoren (Rajasthan-2 bis -7) •
Leistung: 200 MW/220 MW/220 MW/220 MW/220 MW/700 MW •
Typ: 6 x Horizontal Pressure Tube • Baubeginn: 1968/1990/1990/2002/2003/2011 •
Hersteller: CGEC/AECL (Rajasthan-2); DAE (Rajasthan-3 bis -6)
Inbetriebnahme: 1972/1980/1999/2000/2009/2010/2024 •[1][2][3] Abschaltung: offen
Große Anlage im Nordwesten Indiens mit Altreaktoren

Blick auf das AKW Rajasthan (Indien)
Das Atomkraftwerk Rajasthan befindet sich im gleichnamigen Bundesstaat im Nordwesten Indiens bei Rawatbhata, südwestlich der Stadt Kota.[4]
Am Standort befinden sich sechs Druckwasserreaktoren mit 1 x 100 MW, 1 x 200 MW, 4 x 220 MW und 1 x 700 MW Leistung (Rajasthan-1 bis -7), die von 1972 bis 24 in Betrieb gegangen sind. Rajasthan-1 ist seit 2004 im Status "Suspended Operation". Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Nuclear Power Corporation of India.[1][3] Hersteller von Rajasthan-1 und -2 war ein Konsortium aus der Canadian General Electric Company (CGEC)/Atomic Energy of Canada Limited, von Rajasthan-3 bis -6 das indische Department of Atomic Energy.[2]
Im September 2014 teilte der Leiter der indischen Atomenergiekommission mit, dass Rajasthan-1, der älteste Reaktor Indiens, der bereits seit 2004 vom Netz ist, nicht mehr hochgefahren werden soll. Es fehle noch ein formaler Stilllegungsbescheid der Regierung.[5]
Zwei weitere Reaktoren, Rajasthan-7 und -8 mit je 700 MW Leistung, befanden sich seit Juli und September 2011 im Bau[1] und sollten laut der Nuclear Power Corporation of India Limited (NPCIL) eigentlich im Juni und Dezember 2016 den kommerziellen Betrieb aufnehmen.[4] Im Oktober 2015 wurde gemeldet, dass diese Einheiten 2017 bis 2018 ans Netz gehen sollten.[6]
Rajasthan-7 ging am 19. September 2024 in Betrieb.[3]
Zahlreiche Lecks und IAEO-Inspektion
Insbesondere der Reaktor Rajasthan-1 hat eine lange Pannenserie vorzuweisen. Der "Spiegel" schrieb 1988: "Drei Jahre lang blieb das KKW Rapp 1 im Bundesstaat Radschasthan wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb, zwischen 1973 und 1981 mußte es über 250mal abgeschaltet werden."[7]
Im Juli 1991 bemalte ein Arbeiter eine Wand versehentlich mit schwerem Wasser; er wusch dabei Pinsel, seine Hände und sein Gesicht mit deuterium- und tritiumhaltigem Wasser und war danach nicht mehr auffindbar.[8]
Im Januar 1992 liefen vier Tonnen schweren radioaktiven Wassers aus.[8]
Im Februar 1994 oder 1995 (je nach Quelle) traten Helium und schweres Wasser aus Rajasthan-1 aus. Das radioaktive Wasser gelangte in einen Fluss, was einen Stillstand des Reaktors bis 1997 und Kosten von 328 Mio. US-Dollar nach sich zog.[8][9]
Im Mai 2002 trat aus einem Lagerbecken bei den Einheiten 1 und 2 Wasser mit Tritium in eine gemeinschaftliche Deichlandschaft aus. Nach Schätzungen wurden 22,2 Curie Radioaktivität an die Umwelt abgegeben.[8]
In Rajasthan-5 floss im Juni 2012 radioaktives Tritium aus Lecks und setzte 34 Gelegenheitsarbeiter erhöhter Strahlung aus. Im November desselben Jahres inspizierte eine IAEO-Delegation das AKW. Aktivisten gaben an, von diesem Team Informationen über Sicherheitsprobleme, zeitweise Nichtverfügbarkeit von Hilfsgeneratoren und Ausrüstung zur Prüfung von Strahlungsexposition bei Mitarbeitern erhalten zu haben. Eine unabhängige Untersuchung der IAEO wurde bezweifelt. Der Betreiber stritt alles ab. Es wurde auch eine unabhängige Studie über Krebs und andere Erkrankungen durch Aktivisten durchgeführt, die vom Betreiber ignoriert wurde.[10]
Die IAEO bezeichnete die Rajasthan-Reaktoren hingegen als sicher und mahnte lediglich Verbesserungen an.[11]
→ Nuclear Power Corporation of India Ltd.: Plants Under Operation/All Plants (Informationen des Betreibers)
(Letzte Änderung: 06.10.2024)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 IAEO: PRIS - Country Statistics/India abgerufen am 10. Mai 2023
- ↑ 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
- ↑ 3,0 3,1 3,2 world nuclear news: Rajasthan unit reaches first criticality vom 20. September 2024
- ↑ 4,0 4,1 npcil.nic.in: Rajasthan Atomic Power Project abgerufen am 23. August 2016 (via WayBack)
- ↑ worldnuclearreport.org: Oldest Indian Reactor Will Not Restart vom 11. September 2014
- ↑ india.com: Construction of two Rajasthan atomic power station units on vom 19. Oktober 2015
- ↑ DER SPIEGEL 1/1988: Lustgewinn wie auf einem Nagelbrett vom 3. Januar 1988
- ↑ 8,0 8,1 8,2 8,3 Greenpeace: Accidents at nuclear power plants in India abgerufen am 8. April 2021
- ↑ tagesschau.de: Kosten von Atomunfällen - Fukushima, Tschernobyl und viele andere vom 11. März 2014
- ↑ The Hindu: Activists cast doubts over IAEA review of Rajasthan atomic power plant vom 11. November 2012
- ↑ BBC News India: IAEA: India Rajasthan nuclear reactors "safe" vom 23. November 2012