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Die Lobbyisten > Sander, Hans-Heinrich

Der 2017 verstorbene FDP-Politiker Hans-Heinrich-Sander war bis 2011 ein überzeugter Anhänger der Atomkraft.

2003, zu Beginn seiner Amtszeit als niedersächsischer Umweltminister, provozierte er Umweltschützer bei einem Besuch im geplanten Endlager Konrad damit, dass er "ein T-Shirt mit der Aufschrift "Kerngesund" in die laufenden Kameras hielt".[1] Als es im AKW Forsmark 2006 fast zu einem GAU kam, schloss er sich dem verharmlosenden Urteil des Betreibers Vattenfall an.[2]

Im Juli 2007 sprach sich Sander für eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken aus[3], ebenso im Juli 2008 nach dem Atomunfall im französischen AKW Tricastin: "Es mache "volkswirtschaftlich keinen Sinn", bei den hohen Stromkosten den günstigen Atomstrom abzuschalten. (...) Er argumentierte im Deutschlandradio Kultur auch mit dem Klimaschutz."[4]

Im Juli 2008 musste Sander einräumen, dass sein Ministerium schon früh von den Pannen in der Asse Bescheid gewusst hatte, nämlich seit Mai 2006.[5] Sander hatte lange behauptet, die Vorfälle seien ihm unbekannt gewesen. 2008 schloss er in einer Sondersitzung des Untersuchungsausschusses eine akute Gefährdung der Bevölkerung aus und schlug eine Flutung der Asse vor.[6]

Nach dem Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 sah Sander den richtigen Augenblick gekommen, sich als Protagonist der Atomkraft zu präsentieren. Er forderte einen massiven internationalen Ausbau der Atomenergie, denn nur so könnten die Klimaschutzziele erreicht werden. Die drohende Abschaltung der AKW Unterweser, Grohnde und Lingen müssten zurückgenommen werden. Diese sei volkswirtschaftlich nicht vertretbar, "unsere saubere Kernkrafttechnik" müsse weiter genutzt werden.[7] Im Januar 2010 unterzeichnete auch Sander einen Brief von drei Ministern an den damaligen Umweltminister Röttgen, in dem eine Laufzeitverlängerung gefordert wurde.[8]

Nach der Fukushima-Katastrophe und den Sicherheitstests für Atomkraftwerke forderte Sander im Mai 2011 plötzlich eine schnellstmögliche Abschaltung aller AKW. Er schloss sich dem politischen Mainstream eines Atomausstiegs bis 2021 an.[9]


(Letzte Änderung: 13.11.2023)

Einzelnachweise

  1. taz.de: Der Minister mit der Motorsäge vom 21. Oktober 2011
  2. heise.de: "Forsmark ist der Normalfall" vom 10. August 2006
  3. Mitteldeutsche Zeitung: Kernkraft - Längeres Leben für alte Meiler? vom 25. Juli 2007 (via WayBack)
  4. MainPost: Atomunfall befeuert AKW-Debatte vom 10. Juli 2008 (via WayBack)
  5. NWZ Online: Sander fordert Bundesgesetz zur Asse vom 24. Juli 2008
  6. Landtag Niedersachsen: 21. Parlamentarischer Untersuchungsausschuss vom 18. Oktober 2012 [Seite nicht mehr verfügbar]
  7. Frankfurter Rundschau: Niedersachsens Umweltminister - Klimagipfel gescheitert - Atomkraft ausbauen vom 21. Dezember 2009 (via WayBack)
  8. Süddeutsche.de: Die Kernspaltung der Union vom 12. Februar 2010 [Datum durch Süddeutsche.de nachträglich auf 17. Juni 2010 geändert.]
  9. WirtschaftsWoche: Sicherheitstest - Bundesländer wollen alle Alt-AKW abschalten vom 18. Mai 2011
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