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Atomenergie in Europa > Österreich > St. Pantaleon-Erla (Österreich)

Siedewasserreaktor • Leistung: 1.300 MW • Planungsbeginn: 1973 •
Gelanter Baubeginn: 1975 • Geplante Inbetriebnahme: 1985 • Projektende: November 1978


Planungsbeginn 1973

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Mündung der Enns in die Donau

In der Gemeinde St. Pantaleon-Erla im Enns-Donauwinkel sollte ein Atomkraftwerk errichtet werden, welches aber nicht über die Planungsphase hinauskam.[1]

Bald nachdem der Beschluss zum Bau des ersten österreichischen AKW Zwentendorf gefallen war, forderten vor allem die Landeselektrizitätsgesellschaften NEWAG und STEWAG den Bau eines weiteren Atomkraftwerks. Erste Ankündigungen für eine zweite Anlage an der Enns-Mündung bei St. Pantaleon-Erla wurden im Jahr 1973 verbreitet. Das AKW sollte mit einer Leistung von 1.300 MW eines der weltweit größten werden und ein neues Industriegebiet Linz-Enns-Perg bzw. 70.000 Arbeitsplätze mit Elektrizität zu versorgen.[2][3]

Mit dem Bau sollte 1975 begonnen werden,[4] die Inbetriebnahme war für 1985 vorgesehen.[1]

Die Betreibergesellschaft erwarb Baugrund in St. Pantaleon-Erla, ließ Höfe im benachbarten Dorf Stein abreißen und versuchte Gemeinderäte für das Projekt zu gewinnen, indem sie diese zu einer Rundfahrt nach Deutschland und Frankreich einlud. Sie sollten sich dort selbst von der Sicherheit von Atomkraftwerken überzeugen. "Neues Industrieland an der Ennsmündung" – darauf setzten viele Bürger der Gemeinde ihre Hoffnung.[5][4]

Widerstände aus Bevölkerung und Politik

Es kam jedoch noch im gleichen Jahr 1973 zu Widerständen von diversen Anti-Atomkraftorganisationen, die das gesamte Parteispektrum abdeckten. Die Bevölkerung lehnte das Projekt mit großer Mehrheit ab, 100.000 Unterschriften gegen den Bau wurden gesammelt.[2]

Am 15. Dezember 1974 kam es zu einer Kundgebung.[4] Hunderte von Atomkraftgegnern, insbesondere Mitglieder einer lokalen Bürgerinitiative, demonstrierten gegen die Errichtung der Anlage. Die Betreiber hingegen versuchten die Vorteile des Atomkraftwerks für den Umweltschutz, Arbeitsplätze und die Gesellschaft herauszustellen.[5] Der Verbunddirektor Erbacher argumentierte, dass sich Investitionen für eine Atommülllagerstätte nur dann rentieren würden, wenn neben dem ersten AKW Zwentendorf auch St. Pantaleon und ein drittes AKW gebaut würden.[4]

An einem 73 Meter hohen Mast, der zur meteorologischen Messung von Klimafaktoren auf dem Baugelände von St. Pantaleon aufgestellt worden war, schnitten Unbekannte zwei von acht Stahlseilen durch, die den Mast hielten.[4]

Planungsstopp nach Volksabstimmung 1978

Die Planungen für das AKW St. Pantaleon fanden ein jähes Ende, als sich am 5. November 1978 bei einer Volksabstimmung in Österreich eine knappe Mehrheit von 50,5 % dagegen aussprach, in die Nutzung der Atomenergie einzusteigen und das erste Atomkraftwerk Zwentendorf in Betrieb zu nehmen.[6] Besonders groß war die Ablehnung in St-Pantaleon-Erla mit 90 %. "Mit Sprechchören „Atomkraftwerk Stein – nein, nein, nein!“ feierte die Bevölkerung den Ausgang der Volksabstimmung."[1]

2006 verkaufte die "Gemeinschaftskraftwerk Stein GmbH" mit Sitz in Steyr den Baugrund in St Pantaleon-Erla an die Bauern zurück. Die Betreibergesellschaft wurde aufgelöst.[1]

(Letzte Änderung: 15.07.2022)

Einzelnachweise

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