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Weitere schwere Atomunfälle > Tokaimura, Japan 1999

30. September 1999 • Füllen einer Uranlösung in einen Tank, Auslösung einer Kettenreaktion,
Hunderte von Menschen verstrahlt, zwei Tote • INES-Stufe 4 (Ernster Unfall)[1]


TOKAI-1 and 2 NPP

AKW Tokai

In der Brennelementefabrik Tokaimura in Japan ereignete sich am 30. September 1999 der bis zu diesem Zeitpunkt schwerste Atomunfall in Japan. Zwei Arbeiter, die von der Betreiberfirma JCO nicht über die Gefahren hochangereicherten Urans aufgeklärt worden waren, hatten eine Uranlösung mit Stahleimern und von Hand in zu großer Menge in einen Tank gefüllt und zur Mischung "löffelähnliche Geräte" verwendet. Um Zeit bei der Produktion zu sparen, waren vom Betreiber die Verfahrensvorschriften ohne Wissen der Atomaufsicht geändert und die Arbeitsgänge verkürzt worden.[2]

Der Fortgang des Unfalls wird auf einer Seite der Lobbyorganisation World Nuclear Organisation wie folgt beschrieben: Als die Lösung des stark angereicherten Urans (18,8 %) eine kritische Masse erreicht hatte, setzte eine nukleare Kettenreaktion ein, durch die zwar keine Explosion, aber eine starke Gamma- und Neutronenstrahlung ausgelöst und radioaktive Substanzen im Gebäude freigesetzt wurden. Fünf Stunden nach Einsetzen der Kettenreaktion wurden 161 Menschen im Umkreis von 350 Meter (!) evakuriert, die aber später wieder in ihre Häuser zurückkehren durften. Erst nach 20 Stunden kam die Kettenreaktion zum Erliegen, nachdem das Kühlwasser, das den Tank umgeben hatte und eine Neutronenreflexion bewirkt hatte, entfernt worden war.

Drei Arbeiter wurden einer extrem hohen Strahlung ausgesetzt, weswegen einer sechs Wochen später, ein anderer sieben Monate später qualvoll starb. Laut World Nuclear Organisation wurden 436 andere Personen mit einer niedrigeren Strahlung belastet. Es seien nur geringe Mengen radioaktiver Substanzen (z. B. Iod-131) nach außen gelangt.[3]

Beiträge des "Spiegel" von 1999 sprechen eine andere Sprache. Danach wurde am Unfalltag im Umkreis der Atomfabrik eine vierfach erhöhte Strahlung, innerhalb der Anlage eine 4000fach höhere Strahlung als erlaubt gemessen.[4] Rettungskräfte waren nicht über die Strahlung informiert worden und wurden aufgrund unzureichenden Schutzes ebenfalls verstrahlt. Die Regierung wurde in den japanischen Medien wegen unzureichender Atomaufsicht kritisiert und weil erst 10 Stunden nach Beginn des Unfalls ein Krisenstab eingesetzt wurde. Die Regierung gab zu, das Ausmaß des Unfalls unterschätzt zu haben.[5] Nach einer neueren Meldung der "NZZ" von 2011 wurden 320.000 Menschen evakuiert, und 600 verstrahlt.[6] (Status: 21. Juni 2013)

Fernsehbeitrag

Tokaimura_1999_-_Lehrstück_ohne_Folgen_-_Eine_Buchbesprechung

Tokaimura 1999 - Lehrstück ohne Folgen - Eine Buchbesprechung

arte, Tokaimura 1999: Lehrstück ohne Folgen, 23. Jun 2011

"Im September 1999 kam es in der Wiederaufarbeitungsanlage für Atombrennstoffe in Tokaimura gut 100 Kilometer vom Großraum Tokio entfernt zu einem „Kritikalitätsunfall“. Beim Arbeiten mit spaltbarem Material wurde unbeabsichtigt eine atomare Kettenreaktion in Gang gesetzt. (...) Es wurden mindestens 500 verstrahlt, darunter mehr als 200 Bewohner der Umgebung. 150 Häuser wurden evakuiert, Die Stadtbewohner wurde aufgefordert, sich nicht im Freien aufzuhalten. Selbst in der Hauptstadt Tokio wurden erhöhte Strahlenwerte gemessen."[7]

Links

→ IAEO: REPORT ON THE PRELIMINARY FACT FINDING MISSION FOLLOWINGTHE ACCIDENT AT THE NUCLEAR FUEL PROCESSING FACILITY IN TOKAIMURA, JAPAN 1999 von 1999
→ IAEO: Accident at the Tokaimura Fuel Conversion Plant vom 1. Oktober 1999

Einzelnachweise

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