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[[Datei:Murner_See.jpg|thumb|250px|Lagerhallen für Brennelemente der nicht fertiggestellten WAA Wackersdorf]]
 
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Als Bayerischer Ministerpräsident hatte Franz Josef Strauß schon 1981 erste Pläne für eine Wiederaufarbeitungsanlage in Bayern angekündigt. Diese sei "nicht gefährlicher als eine Fahrradspeichenfabrik", und Strauß sicherte eine "rasche und ungestörte Realisierung des Projektes" zu.<ref name="greenpeace_2009_05_29">greenpeace.de: [http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/wackersdorf_erinnerungen_an_den_ausnahmezustand/ Wackersdorf - Erinnerungen an den Ausnahmezustand] vom 29. Mai 2009</ref> Die ganzen 1980er Jahren über versuchte er unermüdlich, den Bau der WAA in Wackersdorf auch gegen unübersehbare Widerstände und Proteste in der bayerischen Bevölkerung durchzusetzen. Strauß argumentierte u. a. damit, dass ohne die WAA keine Atomindustrie in Deutschland möglich sei und ein "Rückfall ins vorindustrielle Armenhaus" drohe.<ref>DER SPIEGEL 17/1989: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13495330.html Laues Lüftchen] vom 24. April 1989</ref>
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Als Bayerischer Ministerpräsident hatte Franz Josef Strauß schon 1981 erste Pläne für eine Wiederaufarbeitungsanlage in Bayern angekündigt. Diese sei "nicht gefährlicher als eine Fahrradspeichenfabrik", und Strauß sicherte eine "rasche und ungestörte Realisierung des Projektes" zu.<ref name="greenpeace_2009_05_29">greenpeace.de: [http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/wackersdorf_erinnerungen_an_den_ausnahmezustand/ Wackersdorf - Erinnerungen an den Ausnahmezustand] vom 29. Mai 2009</ref> Die WAW gewann auch an Bedeutung als Standort, als 1982 die Pläne für die [[Wiederaufarbeitungsanlage Hambuch/Illerich]] in der Eifel wegen massiven Widerständen aus der Bevölkerung scheiterte.
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Die ganzen 1980er Jahren über versuchte Strauß unermüdlich, den Bau der WAA in Wackersdorf auch gegen unübersehbare Widerstände und Proteste in der bayerischen Bevölkerung durchzusetzen. Strauß argumentierte u. a. damit, dass ohne die WAA keine Atomindustrie in Deutschland möglich sei und ein "Rückfall ins vorindustrielle Armenhaus" drohe.<ref>DER SPIEGEL 17/1989: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13495330.html Laues Lüftchen] vom 24. April 1989</ref>
   
 
Wackersdorf wurde jedoch aus politischen und ökonomischen Gründen zu einer beispiellosen Niederlage für die CSU. Nachdem sich während der Bauphase jahrelange Proteste mit Hunderten von Verletzten und zwei Toten ereignet hatten, kam im Mai 1989 wie aus heiterem Himmel das Aus für das Projekt. "Denn da verkündet plötzlich die Veba, der größte Atomstromproduzent des Landes, dass man es sich anders überlegt habe. Man könne viel Geld sparen, wenn man den Müll in der französischen WAA [http://de.atomkraftwerkeplag.wikia.com/wiki/Frankreich#Atomare_Verseuchung_bei_La_Hague La Hague] behandeln lasse, zu einem Drittel der Kosten, die für Wackersdorf veranschlagt sind."<ref name="greenpeace_2009_05_29"/>
 
Wackersdorf wurde jedoch aus politischen und ökonomischen Gründen zu einer beispiellosen Niederlage für die CSU. Nachdem sich während der Bauphase jahrelange Proteste mit Hunderten von Verletzten und zwei Toten ereignet hatten, kam im Mai 1989 wie aus heiterem Himmel das Aus für das Projekt. "Denn da verkündet plötzlich die Veba, der größte Atomstromproduzent des Landes, dass man es sich anders überlegt habe. Man könne viel Geld sparen, wenn man den Müll in der französischen WAA [http://de.atomkraftwerkeplag.wikia.com/wiki/Frankreich#Atomare_Verseuchung_bei_La_Hague La Hague] behandeln lasse, zu einem Drittel der Kosten, die für Wackersdorf veranschlagt sind."<ref name="greenpeace_2009_05_29"/>
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In einem Interview, das am 17. April 1989 im "Spiegel" veröffentlicht wurde, ging der damalige Vorstandsvorsitzende der VEBA AG, Rudolf von Bennigsen-Foerder, näher auf die Gründe für die Entscheidung ein, aus der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf auszusteigen. Zum einen brachte der Ausstieg betriebswirtschaftliche Vorteile: Die Energiekonzerne sparten sich damit zusätzliche Investitions- und Wiederaufarbeitungskosten in Höhe von sieben bis acht Mrd. Deutsche Mark – über zwei Mrd. Deutsche Mark waren bereits investiert worden. Zum anderen konnte mit der WAA ein großes Hindernis für die Akzeptanz der Atomenergie in Deutschland beseitigt werden. Bennigsen-Foerder wörtlich: "Wir haben die Chance, die heißgelaufene Diskussion über die Kernenergie in der Bundesrepublik zu entlasten. Wackersdorf ist zu einem Reizpunkt und zu einem Symbol geworden. Wenn wir die jetzt vorhandene Möglichkeit nutzen, die Wiederaufarbeitung woanders durchzuführen, dann können wir die politischen Spannungen verringern". Bennigsen-Foerder setzte auch danach auf Atomkraft, allerdings bezeichnete er sie als Übergangsenergie. Alternative Energien hielt er zum damaligen Zeitpunkt für unrentabel.<ref>DER SPIEGEL 16/1989: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494469.html Es lag jenseits unserer Vorstellungskraft] vom 17. April 1989</ref>
 
In einem Interview, das am 17. April 1989 im "Spiegel" veröffentlicht wurde, ging der damalige Vorstandsvorsitzende der VEBA AG, Rudolf von Bennigsen-Foerder, näher auf die Gründe für die Entscheidung ein, aus der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf auszusteigen. Zum einen brachte der Ausstieg betriebswirtschaftliche Vorteile: Die Energiekonzerne sparten sich damit zusätzliche Investitions- und Wiederaufarbeitungskosten in Höhe von sieben bis acht Mrd. Deutsche Mark – über zwei Mrd. Deutsche Mark waren bereits investiert worden. Zum anderen konnte mit der WAA ein großes Hindernis für die Akzeptanz der Atomenergie in Deutschland beseitigt werden. Bennigsen-Foerder wörtlich: "Wir haben die Chance, die heißgelaufene Diskussion über die Kernenergie in der Bundesrepublik zu entlasten. Wackersdorf ist zu einem Reizpunkt und zu einem Symbol geworden. Wenn wir die jetzt vorhandene Möglichkeit nutzen, die Wiederaufarbeitung woanders durchzuführen, dann können wir die politischen Spannungen verringern". Bennigsen-Foerder setzte auch danach auf Atomkraft, allerdings bezeichnete er sie als Übergangsenergie. Alternative Energien hielt er zum damaligen Zeitpunkt für unrentabel.<ref>DER SPIEGEL 16/1989: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494469.html Es lag jenseits unserer Vorstellungskraft] vom 17. April 1989</ref>
   
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==Fernsehbeiträge==
==Fernsehbeitrag==
 
[[Datei:Schreckgespenst WAA|thumb|right|250px|Schreckgespenst WAA (hochgeladen in YouTube am 10. März 2012)]]"Als über Weihnachten und Neujahr die Bagger stillstanden, nutzten die Demonstranten die Gunst der Stunde, um ''[mehr als 50]'' Baumhäuser zu errichten. (...) Nach der tumultartigen Räumung des Hüttendorfes" wurde ein gigantischer Zaun um das WAA-Gelände gezogen. "Mehr und mehr Menschen versammelten sich nun jedes Wochenende in Wackersdorf, bis zum 26. April, als es in Tschernobyl zur Katastrophe kam." An diesem Tag fing die Polizei an, auf die Demonstranten und die Presseleute einzuprügeln. "Panik entsteht, es gibt viele Verletzte, sogar einen Toten." Vor dem Amtsgericht Schwandorf wurden zur gleichen Zeit über 4000 Demonstranten, meist im Schnellverfahren, verurteilt.
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[[Datei:Schreckgespenst WAA|thumb|right|250px|Schreckgespenst WAA (hochgeladen in YouTube am 10. März 2012)]]"Als über Weihnachten und Neujahr die Bagger stillstanden, nutzten die Demonstranten die Gunst der Stunde, um ''[mehr als 50]'' Baumhäuser zu errichten. (...) Nach der tumultartigen Räumung des Hüttendorfes" wurde ein gigantischer Zaun um das WAA-Gelände gezogen. "Mehr und mehr Menschen versammelten sich nun jedes Wochenende in Wackersdorf, bis zum 26. April, als es in Tschernobyl zur Katastrophe kam." An diesem Tag fing die Polizei an, auf die Demonstranten und die Presseleute einzuprügeln. "Panik entsteht, es gibt viele Verletzte, sogar einen Toten." Vor dem Amtsgericht Schwandorf wurden zur gleichen Zeit über 4000 Demonstranten, meist im Schnellverfahren, verurteilt.<br /><br />
   
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[[Datei:Spaltprozesse - Wackersdorf 001|thumb|right|250 px|Spaltprozesse (hochgeladen in YouTube am 18. Januar 2012)]]<br />
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[[Datei:Wackersdorf - Ein Mythos|thumb|right|250 px|Wackersdorf - Ein Mythos (hochgeladen in YouTube am 10. März 2012) ]]<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><br />
   
 
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Version vom 5. Oktober 2013, 13:39 Uhr

Unvollendete Anlagen > Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf

Murner See

Lagerhallen für Brennelemente der nicht fertiggestellten WAA Wackersdorf

Als Bayerischer Ministerpräsident hatte Franz Josef Strauß schon 1981 erste Pläne für eine Wiederaufarbeitungsanlage in Bayern angekündigt. Diese sei "nicht gefährlicher als eine Fahrradspeichenfabrik", und Strauß sicherte eine "rasche und ungestörte Realisierung des Projektes" zu.[1] Die WAW gewann auch an Bedeutung als Standort, als 1982 die Pläne für die Wiederaufarbeitungsanlage Hambuch/Illerich in der Eifel wegen massiven Widerständen aus der Bevölkerung scheiterte.

Die ganzen 1980er Jahren über versuchte Strauß unermüdlich, den Bau der WAA in Wackersdorf auch gegen unübersehbare Widerstände und Proteste in der bayerischen Bevölkerung durchzusetzen. Strauß argumentierte u. a. damit, dass ohne die WAA keine Atomindustrie in Deutschland möglich sei und ein "Rückfall ins vorindustrielle Armenhaus" drohe.[2]

Wackersdorf wurde jedoch aus politischen und ökonomischen Gründen zu einer beispiellosen Niederlage für die CSU. Nachdem sich während der Bauphase jahrelange Proteste mit Hunderten von Verletzten und zwei Toten ereignet hatten, kam im Mai 1989 wie aus heiterem Himmel das Aus für das Projekt. "Denn da verkündet plötzlich die Veba, der größte Atomstromproduzent des Landes, dass man es sich anders überlegt habe. Man könne viel Geld sparen, wenn man den Müll in der französischen WAA La Hague behandeln lasse, zu einem Drittel der Kosten, die für Wackersdorf veranschlagt sind."[1]

In einem Interview, das am 17. April 1989 im "Spiegel" veröffentlicht wurde, ging der damalige Vorstandsvorsitzende der VEBA AG, Rudolf von Bennigsen-Foerder, näher auf die Gründe für die Entscheidung ein, aus der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf auszusteigen. Zum einen brachte der Ausstieg betriebswirtschaftliche Vorteile: Die Energiekonzerne sparten sich damit zusätzliche Investitions- und Wiederaufarbeitungskosten in Höhe von sieben bis acht Mrd. Deutsche Mark – über zwei Mrd. Deutsche Mark waren bereits investiert worden. Zum anderen konnte mit der WAA ein großes Hindernis für die Akzeptanz der Atomenergie in Deutschland beseitigt werden. Bennigsen-Foerder wörtlich: "Wir haben die Chance, die heißgelaufene Diskussion über die Kernenergie in der Bundesrepublik zu entlasten. Wackersdorf ist zu einem Reizpunkt und zu einem Symbol geworden. Wenn wir die jetzt vorhandene Möglichkeit nutzen, die Wiederaufarbeitung woanders durchzuführen, dann können wir die politischen Spannungen verringern". Bennigsen-Foerder setzte auch danach auf Atomkraft, allerdings bezeichnete er sie als Übergangsenergie. Alternative Energien hielt er zum damaligen Zeitpunkt für unrentabel.[3]

Fernsehbeiträge

Schreckgespenst_WAA

Schreckgespenst WAA

Schreckgespenst WAA (hochgeladen in YouTube am 10. März 2012)

"Als über Weihnachten und Neujahr die Bagger stillstanden, nutzten die Demonstranten die Gunst der Stunde, um [mehr als 50] Baumhäuser zu errichten. (...) Nach der tumultartigen Räumung des Hüttendorfes" wurde ein gigantischer Zaun um das WAA-Gelände gezogen. "Mehr und mehr Menschen versammelten sich nun jedes Wochenende in Wackersdorf, bis zum 26. April, als es in Tschernobyl zur Katastrophe kam." An diesem Tag fing die Polizei an, auf die Demonstranten und die Presseleute einzuprügeln. "Panik entsteht, es gibt viele Verletzte, sogar einen Toten." Vor dem Amtsgericht Schwandorf wurden zur gleichen Zeit über 4000 Demonstranten, meist im Schnellverfahren, verurteilt.

Spaltprozesse_-_Wackersdorf_001

Spaltprozesse - Wackersdorf 001

Spaltprozesse (hochgeladen in YouTube am 18. Januar 2012)


Wackersdorf_-_Ein_Mythos

Wackersdorf - Ein Mythos

Wackersdorf - Ein Mythos (hochgeladen in YouTube am 10. März 2012)


















(Letzte Änderung: 5.10.2013)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 greenpeace.de: Wackersdorf - Erinnerungen an den Ausnahmezustand vom 29. Mai 2009
  2. DER SPIEGEL 17/1989: Laues Lüftchen vom 24. April 1989
  3. DER SPIEGEL 16/1989: Es lag jenseits unserer Vorstellungskraft vom 17. April 1989